Frischer Wind für Kids

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Der ORF krempelt sein Kinderprogramm total um.

Es hat Mimi gut getan, aus der Wohngemeinschaft auszuziehen und sich was Eigenes zu suchen. Hoch über "Confetti Town" hat sie sich vor mehr als einem Monat einen Dachgarten gemietet. Nur Herr Mitterhuber ist mitgekommen. Nicht nur, um bei Mimi keine Einsamkeit aufkommen zu lassen, sondern auch, um sie bei ihrer Fernsehshow tatkräftig zu unterstützen. "Mimis Schnattershow" heißt diese Sendung und ist als Magazin für Kinder von drei bis sieben Jahren gedacht. "Du stellst die Fragen - wir beantworten sie": nach diesem Motto soll den jüngsten Zuschauern Montag bis Donnerstag um 12 Uhr 40 auf ORF 1 (Wiederholung am folgenden Tag um 6 Uhr 50) viel Wissenswertes, auch Lustiges, geboten werden. "Was macht ein Regenwurm?", "Warum muss man Zähne putzen?", "Wieso ist der Himmel blau?" - kindliche Fragen, über die so mancher Erwachsene stolpert. Mimi versucht sie zu beantworten, altersgemäß, in sechs Minuten.

Ein erwähnenswerter erster Schritt, mit dem der ORF den oft erhobenen Forderungen verschiedener Eltern- und Familienverbänden nachkommt. So hat erst jüngst der Medienarbeitskreis bei der Interessenvertretung der Niederösterreichischen Familien an die Verantwortlichen appelliert, mehr informative Kindersendungen ins Programm zu nehmen. Untersuchungen stimmen darin überein: Kinder sind wissbegierig, wollen Neues erfahren und Zusammenhänge verstehen. Sie wollen Anderes, Unbekanntes kennen lernen, eine neue Welt entdecken, in der sie ihren Platz suchen.

TV als Miterzieher

Dass es keineswegs gleichgültig ist, was Kinder in dieser Phase des Positionierens vom Fernsehen an Werten, Normen und Rollen vorgesetzt bekommen, darüber herrscht Einigkeit. Fernsehen ist nun einmal, ob man will oder nicht, ein Miterzieher - manchmal, in Ermangelung tragfähiger Orientierungsangebote, gewinnt es auch mehr Gewicht. Dementsprechend muss es seine kindlichen Rezipienten auch auf dem Weg zum Großwerden begleiten - indem es ihnen ästhetische, sorgfältig gemachte Sendungen bietet, die zahlreiche Bedürfnisse abdecken: Phantasie und Entdeckungsfreude anregen, unterschiedliche Lebensformen aufgreifen, Schwierigkeiten in Schule, Freundeskreis und Beziehungen thematisieren. Aber auch Sendungen sind gefragt, die Abenteuer, Spannung und Action, Anregungen für diverse Aktivitäten und Informationen in monothematischen Magazinen bieten.

Wollen wir auch, meint der Verantwortliche für das ORF-Kinderprogramm, Andreas Vana, und hat gegenüber dem Kurier gleich selbst einen Wunsch: ein Wissenschaftsmagazin für Kinder. Vorbilder findet er dafür allein im deutschsprachigen Raum genug. "Die Sendung mit der Maus", nennt er selber, "Löwenzahn", "Wissen macht Ah!", "Sesamstraße" und "Galileo" für die Älteren lassen sich hinzufügen. Durchwegs Sendungen, die mit viel Gespür Sachwissen vermitteln. Durchwegs Sendungen, die Kinder anführen, wenn sie nach ihren (Programm-)Wünschen befragt werden. Und auch das will der ORF verstärkt tun. Mitmachen heißt die Devise, unter der "ConfettiTiVi" umgekrempelt werden soll.

Mit der Aufforderung "Gestalte Dein Programm mit!" hat der ORF im April seine "umfassende Programm-offensive" eingeläutet. "Durch flächendeckende, sendungsübergreifende inhaltliche Neuorientierung sollen die Kids noch aktiver das Programm mitgestalten können", steht als Idee dahinter. Weniger lautstark verkündet wird wohl die Absicht, das junge Publikum nicht an andere Sender abgeben zu müssen. Also wird versprochen, die Anregungen - wenn finanziell tragbar - rasch umzusetzen. Möglicherweise gibt es also schon bald eine tägliche Nachrichtensendung für Kinder. Bedarf wäre vorhanden, Vana selbst ist nicht abgeneigt und Unterstützung in Aussicht. "Wir können empfehlenswerten Kindersendungen, für die wir uns einsetzen, auch zur Akzeptanz verhelfen", verspricht die Interessenvertretung der NÖ Familien, die seit langem für eine regelmäßige Kindernachrichtensendung eintritt. "Es gilt, den nachweislichen Wissensdurst der Kinder zu nutzen, ihr politisches Interesse zu wecken und sie in demokratisches Handeln einzuführen." Bis tatsächlich eine eigene Informationssendung für Kinder über den Bildschirm flimmert, will Andreas Vana in die Sendung "Confetti Town" zweiminütige Newsflashes einbauen.

Frischer Wind also im Kinderprogramm. Überall dort, wo Eigenproduktion draufsteht, sollen Kinder beteiligt werden. "Das nämlich", so Vana, "fördert die Kreativität und die Fantasie der Kids, ist aber auch ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz." Und die braucht es, will der Mensch ein für sich befriedigendes, sozial verträgliches Leben in der heutigen Gesellschaft führen.

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