Für den Hauptabend

Werbung
Werbung
Werbung

ORF und Filminstitut suchen die besten heimischen Nachwuchsfilmer. Thema: Mystery. Bedingung: quotentauglich.

Von Federico Fellinis Film "8 1/2" aus dem Jahr 1963 haben sich schon so manche angehende Filmemacher und Schauspieler inspirieren lassen. Nicht umsonst gilt "8 1/2" als einer der raffiniertesten Filme über das Filmemachen an sich. Hierzulande können junge Talente den für seine skurrilen Figuren und Geschichten berühmten italienischen Filmemacher Fellini gleich doppelt nutzen. Denn der ORF startet einen Nachwuchswettbewerb, bei dem vor allem mystische, skurrile, sagenumwobene Geschichten gefragt sind.

Acht 45-Minutenfilme

Der Projektname ist kurz und prägnant: Unter dem Titel 8x45 suchen ORF und Österreichisches Filminstitut (ÖFI) die Filmemacher von morgen. Acht 45-minütige Filme fürs ORF-Hauptabendprogramm sollen auf diese Weise von jungen, angehenden Filmern realisiert werden. "Neben unserem Innovationsfonds und dem Wettbewerb Shorts on Screen' ist das ein weiterer Höhepunkt der Nachwuchsförderung", lobt sich ORF-Programmdirektor Reinhard Scolik. "Diese Filme werden im ORF-Hauptabend vor großem Publikum gesendet. Es ist eine Chance für junge Talente, entdeckt zu werden und eine erste Visitenkarte des eigenen Könnens abzuliefern", ist Gerhard Schedl, noch bis Mai Chef des ÖFI, überzeugt.

Konkret sucht der ORF bis 1. Juni Treatments, also detailliert ausformulierte Geschichten, für 45-minütige Fernsehfilme, deren Geschichten sich rund um das Thema "Mystery" drehen. "Drehbuchwettbewerbe der letzten Jahre haben uns gezeigt, dass das Thema Mystery' sehr gerne bedient wird. Noch dazu ist es ein Genre, dass es im ORF so nicht gibt", meint ORF-Fernsehspiel-Chef Heinrich Mis. Gesucht sind Geschichten von und über junge Menschen, "die das Alltägliche mit dem Außergewöhnlichen verbinden". Grenzerfahrungen stehen im Vordergrund, banale Science-Fiction ist nicht gefragt. Geschichten also über "außergewöhnliche Phänomene, die zwischen Aberglauben und Vernunft schwanken. Spannung, Suspense und Erotik sind absolut erwünscht". Wäre Federico Fellini noch am Leben, er hätte seine helle Freude.

Diese Programminitiative richtet sich vor allem an unabhängige Produzenten, die Erfahrung in der Herstellung von Nachwuchsfilmen haben und Treatments noch bis 1. Juni bei ORF und ÖFI einreichen können. "Es handelt sich allerdings nicht um eine Autorenbörse", führt Mis aus. Zur Einreichung werden nämlich auch kompetente Kostenkalkulationen und der Nachweis professioneller Umsetzungsmöglichkeiten gefordert. "Je mehr Profis bereits mit an Bord sind, desto besser stehen die Chancen, ausgewählt zu werden", meint Mis.

Ausgewählt werden schließlich acht Treatments, die nach der Umsetzung in ein Drehbuch von jungen Regisseuren (die auch gleichzeitig die Autoren sein können) inszeniert werden - finanziert wird das Projekt von ORF und ÖFI: Insgesamt 3,2 Millionen Euro stehen zur Verfügung, 400.000 pro Film.

Ausgestrahlt werden die fertigen Erstlings-Filme voraussichtlich rund um den Jahreswechsel 2005/ 2006. Zur weiteren Verwertung denkt der ORF an Festivalteilnahmen ebenso wie an eine 8x45-DVD-Edition.

Künstlerisch ambitionslos

Wichtigstes Kriterium der Geschichten: Ihre Hauptabendtauglichkeit in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. "Künstlerische" Filmambitionen sollen weitgehend ausgeklammert bleiben. Den Vorwurf, der Nachwuchs müsse sich dem Quotendiktat des Hauptabends unterwerfen, lässt man nicht gelten. "Es ist nicht auszuschließen, dass eingereichte Projekte, die nicht ganz den Vorgaben entsprechen, andere Wege der Realisierung finden", deutet Gerhard Schedl an, für den der Begriff Jungfilmer nicht unbedingt mit dem Geburtsdatum zusammen hängt. "Jung heißt frisch und kreativ". Der Begriff Nachwuchs beziehe sich auf die Regisseure und nicht auf die einreichenden Produzenten.

Der ORF sieht in dem Pilot-Projekt, das bei Erfolg eine Fortsetzung erleben könnte, auch die Chance, an die große Fernsehspieltradition der 70er und 80er Jahre anzuknüpfen. Freilich hat das Projekt auch einen Hintergedanken. Reinhard Scolik: "Wir wollen neue Talente entdecken, mit denen wir in Zukunft zusammenarbeiten können."

Infos: ÖFI, Gerhard Schedl, www.filminstitut.at, oder: ORF, Heinrich Ambrosch, heinrich.ambrosch@orf.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung