Irgendwie hat man ja geglaubt - Euro 2008 hin oder her - Österreichs Fußball läge so am Boden lag, dass es gar nicht mehr tiefer ging. Man war schon auf der Suche nach der Fußballmannschaft des Vatikans: Vielleicht wäre Österreichs Fußballnationalmannschaft den Kickern des kleinsten Staates der Welt ja gewachsen. Oder denen des Malteser Ritterordens, denn der ist zwar auch Völkerrechtssubjekt (Österreich unterhält eine Botschaft bei ihm, Bundespräsident Fischer besuchte ihn zuletzt gar), er hat aber kein Territorium, also: die Wahrscheinlichkeit, dass das diplomatische Fossil ein paar weniger begabte Kicker als Österreich auf den Rasen schicken würde, schiene doch groß.
Aber bitte: So schlecht sind Pepi Hickersbergers Mannen ja doch nicht, und überhaupt: Gegen die Schweiz, die mit uns Ko-Organisator der Euro 2008 sind, haben wir zuletzt doch wieder einigermaßen passabel ausgesehen. Gott sei Dank.
Was ist aber ein Länderspielgewinn gegen den großen Sieg, den der ORF nun gegen ATV einfuhr: Über Nacht ging der kleine Private der Bundesliga-Übertragungsrechte verlustig, und nun kann der große Öffentlich-Rechtliche endlich wieder die Kämpfe ums Leder bringen. Die Welt ist also in Ordnung - oder?
Zwar wird der heimische Fußball dadurch nicht besser, wie wir donnerstags bei der Kanter-Niederlage der Wiener Austria gegen eine gar nicht tolle belgische Klubmannschaft erleben mussten. Aber beim nächsten Austria-Debakel, das wir nun live auf ORF 1 sehen durften, gab es, da es sich ja um ein innerösterreichisches Duell handelte, doch einen heimischen Sieger (Red Bull Salzburg, bekanntlich).
Wir freuen uns: Fußball ist wieder ganz ORFig. Sei's drum: Wie viel von unseren TV-Gebühren der ORF auf den Tisch legen musste, damit uns diese Freude zuteil wurde, wollen wir eh nicht wissen. Otto Friedrich
