Gar nicht schlüpfrig

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Michael Sturmingers sensibler Film "Hurensohn" zeigt das Rotlichtmilieu aus der Perspektive eines Kindes.

Hurensohn" ist ein gebräuchliches Schimpfwort. Was, wenn es wirklich zutrifft? In der Verfilmung des Romans von Gabriel Loidolt betrachtet Regisseur Michael Sturminger eine käufliche Frau aus der vernebelten Perspektive eines einsamen Kindes und Halbwüchsigen. Ohne peinliche Schlüpfrigkeit zeigt er die armselige Alltagsseite des Rotlichtmilieus und macht in kleinen Szenen das ganze Drama des Sohnes spürbar.

Ozrens Mutter Silvija (Chulpan Khamatova), eine Schöne aus Ex-Jugoslawien, jobbt im horizontalen Gewerbe. Alle wissen es, nur der Bub glaubt ihr: "Deine Mama ist Kellnerin, deswegen hab ich's immer so eilig." Er allein tappt im Dunkeln, hört auf sein Fragen nach dem "Hurensohn" nur gutgemeinte Halbwahrheiten.

Daheim bemüht sich Silvija um den Schein der heilen Welt. Sie achtet überfürsorglich auf Ozrens Kleidung, weckt ihn zur Schule, lässt ihn von der frömmelnden, verklemmten Tante Ljiljana (Ina Gogálová) bekochen. Zwischen der Sprachlosigkeit der zwei Frauen hängt Ozren in der Leere. Alle Abschirmversuche sind von Anfang an brüchig: Wenn er in der Nacht aufs Gangklo muss, sieht er durch den Türspalt Silvija mit einem Freier. Hilflos uriniert er auf den Boden... Szenen wie diese genügen, um die stumme Irritation zwischen dem Buben und der ihm unbegreifbaren Mutter spürbar zu machen. Als Ozren 16 Jahre alt ist, verlässt schließlich Silvija die Wohnung, ohne eine Spur zu hinterlassen. Sie ist nun Geheimprostituierte, doch der hartnäckig suchende Sohn findet sie...

"Hurensohn" ist ein sensibler Film an stimmigen Schauplätzen mit guter Musik, überzeugender Besetzung und wunderbarer Ausstattung. Wärmstens empfohlen!

Hurensohn

Österreich 2003. Regie:Michael Sturminger. Mit Chulpan Khamatova, Miki Manojlovic, Stanislav Lisnic, Ina Gogálová, Georg Friedrich, Gabriel und Emanuel Usein. Verleih: Filmladen. 86 Min.

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