Gedämpfte Hoffnungen

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Ob ORF-Chefredakteur Werner Mück sexistische Äußerungen getan hat oder nicht, mag für die interne Auseinandersetzung auf dem Küniglberg von Bedeutung sein. Wesentlich brisanter ist dagegen die Frage, ob in der TV-Information, der Mück vorsteht, die rechte Balance zwischen kompetenter Führung und journalistischer Unabhängigkeit der Redaktionen herrscht.

Dass nach den öffentlichen Querelen rund um den ORF und extern-internen Aktivitäten wie der Unterschriftensammlung SOS-ORF (die am Montagabend bei 68.000 Unterstützern hielt) Nachschau gehalten wird, was an den beklagten Problemen dran ist, kann nur begrüßt werden - im Interesse aller Beteiligten.

Nachdem die Besetzung der vom Stiftungsrat beschlossenen Kommission tagelang einem erneuten Gezerre unterlag, einigten sich Monika Lindner und die Redaktionsvertreter auf eine Sechsergruppe, mit der beide Seiten leben können. Interessant, dass diese Gruppe Ex-Generalintendant Otto Oberhammer, der in den 70er Jahren den ORF zwar von Kreiskys Gnaden, aber durchaus in eine innovative Zeit geführt hatte (unter seiner Ägide wurde etwa der legendäre Club 2 erfunden), als Vorsitzenden will - man darf gespannt sein, ob die Gruppe zu oben skizziertem Problem-Aufriss kommt.

Dass aber - abseits der kolportierten Einigung - nun Zentralbetriebsobmann Heinz Fiedler dem Standard gegenüber äußerte, er wolle seinen "Kronprinzen" in die Kommission entsenden, lässt manchen Hoffenden wieder bangen: Fiedlers erster Kandidat für die Kommission war Mücks Stellvertreter gewesen, bei dem man zu Recht Befangenheit annehmen musste. Dass nun der oberste Belegschaftsvertreter, den - einer der unzähligen Treppenwitze der ORF-Geschichte - die Redaktionsvertreter nie als einen der ihren empfanden, wieder ein übliches Süppchen kochen könnte, dürfte die Euphorie über neue ORF-Zeiten mehr als dämpfen.

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