Gerda Schaffelhofer geht ...

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Wir hätten es wissen müssen: Im Vorjahr haben wir - die FUR-CHE-Redaktion, mein Mit-Herausgeber Wilfried Stadler und ich - jenen runden Geburtstag Gerda Schaffelhofers gefeiert, der auf einen absehbaren Ruhestand hätte hindeuten können.

Davon aber war keine Rede, im Gegenteil: In Festtagslaune haben wir über einen geheimen Notariatsakt gescherzt, der ihren Eintritt in das "dritte Lebensalter" synchron mit der Emeritierung von Bischöfen festlegen würde - also frühestens mit 75 Jahren. Das klang beruhigend.

Jetzt hat uns die Nachricht ganz unerwartet getroffen: Die langjährige Geschäftsführerin der FURCHE (seit 2002!) und des Styria-Buchverlags (seit 2006) macht tatsächlich Ernst.

Irgendwie ganz unvorstellbar. Die Bilanz ihrer Arbeit ist schnell gesagt: Ohne Gerda Schaffelhofer gäbe es die FURCHE -diese "österreichischste aller österreichischen Zeitungen" (Die Zeit) - vermutlich gar nicht mehr. Sie war unsere Kraftzentrale, angetrieben von einer enormen verlegerischen Leidenschaft, von zähem Durchsetzungswillen, einem weitgespannten Beziehungsnetzwerk und bemerkenswertem Mut vor "Fürstenthronen". So sicherte sie dem Nischenprodukt FURCHE, getragen vom Vertrauen der Styria-Führung, das Überleben -gegen alle Trivialisierung der Medienlandschaft; gegen alle Ausdünnung einer kult-und kultursensiblen Leserschaft; gegen einen Zeitgeist, der weniger Raum lässt für Nachdenklichkeit, für Orientierung und Sinnsuche.

Sie war entschlossen, notfalls jedem Leser, jedem Inserat, jedem Sponsor nachzugehen, zudem auf Blattlinie und Erscheinungsbild, Qualität und Teamgeist zu achten, dazu die Kreativität und Ausdauer des Teams anzufeuern -ohne dabei die dem Verlag zumutbaren Bilanzen aus dem Blick zu verlieren.

Dankbarkeit für Totaleinsatz

Kurzum: Dem Überleben der FUR-CHE zuliebe hat sie auf der Orgel ihrer Zuständigkeiten nicht nur zweihändig, sondern auch mit den Pedalen zu spielen vermocht. Wer ihrer Erfahrung, ihren Argumenten und Fähigkeiten widerstehen wollte, der musste gut gerüstet sein.

Was die FURCHE ist und bleiben soll, das hat Gerda Schaffelhofer ganz genau gewusst: christlich in einem ganz weiten, umfassenden Sinn; nicht konservativ, nicht fundamentalistisch -und respektvoll nach allen Seiten. Eine Zeitung zum Zurücklehnen und Durchatmen, zuständig für Wissen und Gewissen -beides immer so präsentiert, dass es sich in den Herzen unserer Leserinnen und Leser festsetzen kann. Denn: "Wenn es nicht im Herzen Wurzeln schlägt, um uns von dort aus zu einer veränderten 'Gangart' zu führen, dann bleibt es hohl" - so hat sie es erst jüngst beim 70-Jahr-Jubiläum der FUR-CHE gesagt.

Jetzt verlieren wir dieses Kraftpaket. Irgendwie noch ganz unvorstellbar. Wir werden uns ordentlich auf die Füße stellen müssen. Jetzt aber überwiegt die Dankbarkeit für ihren Totaleinsatz und unsere Freundschaft.

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