Werbung
Werbung
Werbung

Die TV-Serie "Donauklöster" verbindet Ethik mit Ästhetik.

Sie haben die Gelübde von Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam abgelegt, doch sie leben trotzdem in einem Baujuwel, haben eine Art Familie und können sich manchmal frei wie ein Vogel fühlen - die Benediktiner des Stiftes Melk. Am Karfreitag, 29. März, wiederholt der ORF den schon zu Weihnachten 2001 gezeigten Film "Unser tägliches Barock - Stift Melk", der mehr noch als die Schönheit der barocken Anlage die geistigen Dimensionen der weltberühmten Abtei ins Bild bringt. Er stammt aus der Reihe "Donauklöster". Für dieses Projekt, in das 22 Millionen Euro fließen, arbeiten ORF, Bayerischer Rundfunk, 3sat und die Münchner Produktionsfirma Tellux mit dem Österreicher Golli Marboe als Producer zusammen.

Zehn Klöster an der Donau, jener natürlichen Hauptverkehrsader zwischen der Mitte und dem Südosten Europas, wurden für diese Serie bisher ausgewählt: in Deutschland Beuron, Untermarchtal, Niederaltaich, Weltenburg und Schweikelberg, in Österreich Wilhering, Baumgartenberg, Melk, Klosterneuburg und das Wiener Jesuitenkloster. In Bayern läuft die Reihe mit beachtlichem Erfolg. Laut Gerhard Klein, Chef der TV-Abteilung Religion im ORF, lagen die Einschaltquoten um immerhin zwei Prozent über dem Durchschnitt zur jeweiligen Sendezeit. In Österreich sollen die Filme an Feiertagen um 18.05 ausgestrahlt werden. Ob der Einstieg am Karfreitag um 17.45 Uhr ideal gewählt ist, darüber lässt sich streiten.

Jedenfalls erliegt der Melk-Film unter der Regie von Bettina Schimak - das Drehbuch schrieben Florian und Nicolaus Hagg - nicht der angesichts der barocken Pracht naheliegenden Gefahr der Ästhetisierung, also über der Schönheit von Deckenfresken die Rolle von Melk als spirituelles Zentrum oder das auf dem berühmten benediktinischen "Ora et labora!" (Bete und arbeite!) beruhende Glaubensleben der Patres, zu vernachlässigen. Die Rolle des Stiftes als Touristenattraktion für jährlich eine halbe Million Besucher, als Schulerhalter (mit Schülern, denen es auf der Dauerbaustelle Melk immer wieder gelingt, über Dachböden zu heimlichen Schlupfwinkeln vorzustoßen) und als Wirtschaftsbetrieb kommt im Film nicht zu kurz, schließlich leben davon viele Menschen der Umgebung. Auch die Geschichte der Abtei wird, durch wiederholte Einstiege in eine Stiftsführung, in groben Zügen erzählt. Doch der Schwerpunkt liegt auf dem heutigen Konvent von 33 Mönchen, die alle ihre verschiedenen Aufgaben und vollen Terminkalender haben.

Da gibt es Pater Jeremia, den Seelsorger und Psychotherapeuten, der sich bisweilen im Flugzeug über den Alltag erhebt und das Stift aus der Vogelperspektive betrachtet. Oder den jungen Frater Maurus, dem die Entscheidung, ob er die ewigen Gelübde ablegen soll, noch bevorsteht, der aber in diesem Fernsehfilm nicht nur bekennen darf, dass er früher fernsehsüchtig war, sondern auch, dass er jetzt den Fernseher als Einschlafhilfe verwendet. Oder den 26 Jahre unermüdlich wirkenden Abt Burkhard Ellegast, dem am Ende des Films eine spannende Abtwahl einen Nachfolger beschert, dem er auf Wunsch jederzeit zur Seite stehen, dem er aber von sich aus auf keinen Fall dreinreden will. Oder den Pater Bibliothekar, der wie alle seine Kollegen ständig Platzprobleme für seine Bücher hat und einen Teil der Bände nun in ehemaligen Toiletten, also in einer echten "Klobibliothek" untergebracht hat.

Zu Christi Himmelfahrt, am 9. Mai, setzt der ORF die Donauklöster-Reihe mit dem Film "Die Klostermädchen - Kloster Baumgartenberg" fort. In diesem ehemaligen Zisterzienserstift in Oberösterreich befindet sich heute das "Europagymnasium vom Guten Hirten", ein Heim für geistig "behinderte" Frauen und "verhaltensauffällige" Mädchen, denen kein guter Start ins Leben beschieden war. Der Film zeigt, wie die unterschiedlichen Bewohnerinnen dieses Gebäudes, die 14 Schwestern vom Guten Hirten und die Heimmädchen, miteinander zu Rande kommen.

Am Pfingstmontag, 20. Mai, steht die Zisterzienserabtei Wilhering oberhalb von Linz auf dem Programm. Von den 31 Patres wohnt knapp die Hälfte als Pfarrer außerhalb des Stiftes, neben der klösterlichen Gemeinschaft bleibt jedem Konventsmitglied viel Spielraum, seine besonderen Talente und Interessen zu pflegen. So ist der Mönch und Stiftskapellmeister Balduin Sulzer ein so eifriger Musiker, dass er als Komponist und Organist weit über seine Region hinaus Bekanntheit erlangt hat. Der Ottensheimer Pfarrer Theobald Grüner wieder schwingt sich mit Vorliebe aufs Rennrad, liebt die körperliche Arbeit und die Seelsorge bei den Leuten "draußen in der Welt".

Noch vor der Ausstrahlung aller Folgen ist zu Jahresbeginn das Begleitbuch "Die Donauklöster" von Martin Posselt im Pattloch Verlag erschienen. Darin werden sogar 24 Klöster vorgestellt. Die TV-Verantwortlichen planen auch bereits eine zweite mehrteilige Dokumentation über Donauklöster in Ungarn, der Slowakei, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien.

DIE DONAUKLÖSTER. Von Martin Posselt, mit Fotografien von Richard Ladkani. Pattloch Verlag München. 2002. 144 Seiten, geb., e 20,50

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung