Good bye, Argentina

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Mit einem Mosaik aus Anekdoten, Alltäglichem und den großen Fragen des Lebens erforscht Daniel Burman einmal mehr das Thema Identität.

So schnell wie möglich will er Pole werden. Dafür organisiert Ariel von der traumatisierten Großmutter die nötigen Papiere und befragt das Internet sicherheitshalber nach berühmten Polen, um vor dem zuständigen Beamten ein besseres Bild abzugeben. Polanski würde er schätzen (trotz der Sache mit dem Mädchen), Lech Walesa und natürlich den Papst. Durch Europa möchte er reisen, um eine verheißungsvollere Zukunft anzugehen. Und Buenos Aires endlich den Rücken kehren. Der Mikrokosmos, in dem Ariel umgeht, ist überschaubar, überdacht - und leider nicht klimatisiert: Es ist ein heruntergekommenes Einkaufszentrum im jüdischen Viertel, in dem verschiedene Charaktere ihren Pflichten nachgehen und seine Mutter einen Dessous-Shop führt. Ariel ist ihr keine große Hilfe, lieber geht er seiner Identität nach; seinen europäischen Wurzeln und dem vor Jahrzehnten verschwundenen, verachteten Vater: Warum verließ er die Familie, um in einen Krieg für Israel zu ziehen? Nur einen Tag nach Ariels Beschneidung? Und warum ist er nie zurückgekehrt? Warum geht die Mutter so locker damit um? Überraschende Antworten liefert der Abtrünnige selbst, als er so plötzlich, wie er scheinbar verschwunden ist, wieder auftaucht ...

"El Abrazo Partido" heißt "Die verlorene Umarmung" - und Ariel (eine Rolle, die Daniel Gendler 2004 den silbernen Bären einbrachte) vermisst nicht nur sie, sondern auch ein Nest, eine Perspektive, seine Identität. Das Mosaik aus als Wahrheiten verkauften Anekdoten reicht ihm nicht. Einmal mehr beschäftigt sich Daniel Burman ("Esperando al Mesias") mit der Frage nach Identität; sein ungezwungenes Generationenporträt ist versehen mit einem geschärften Sinn für Details und Wendungen, feinem Humor und dem nötigen Ernst. So schäbig das Kaufhaus auch sein mag: Das Zusammenspiel der verschiedenen Kulturen klappt reibungslos. "Wir brauchen nicht über Toleranz zu reden, wie in Europa", meinte Burman einmal, "weil wir sie leben." Ein leichter Film mit Tiefgang.

EL ABRAZO PARTIDO

Arg/E/F/I 2004. Regie: Daniel Burman. Mit Daniel Gendler, Adriana Aizemberg, Jorge d'Elia. Verleih: Filmladen. 100 Min.

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