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Wer in einer Internet-Suchmaschine wie "Google" nach den "miserabelsten Fehlern" sucht oder einen Begriff wie "Inkompetenz" eingibt, der kann etwas erleben.

Webseiten lassen sich manipulieren. Es gibt weltweit Tausende PC-Freaks, die das Zeug dazu haben. Und es gibt Gruppen von Cyberspace-Experten, die entweder politisch aktiv sind oder einfach ihren Spaß daran haben, Google infiltrieren zu können. Denn diese Suchmaschine spielt bei der "Verminung", auch "Google-bombing" genannt, die entscheidende Rolle. Diese Taktik des Minenlegens wird in diesen Tagen mehr und mehr politisch genutzt.

Miserable failure

Wer bei Google etwa nach "miserable failure", also den "miserabelsten Fehlern" forscht, findet an erster Stelle die Biografie von US-Präsident George W. Bush auf der offiziellen Homepage des Weißen Hauses. Der Trick funktioniert aber auch umgekehrt: Gibt man "great president" ein, erscheint die Seite ebenfalls.

Weniger politisch inkorrekt, dafür umso satirischer ist es, unter "weapons of mass destruction" (Massenvernichtungswaffen) als erstes den Satz zu finden: "These Weapons of Mass Destruction Cannot be Displayed" - die können nicht gezeigt werden. Und die Nummer Eins bei der Anfrage nach "organized criminality" war eine zeit lang die IRS (Internal Revenue Service), die oberste amerikanische Steuerbehörde.

Auch Bush-Herausforderer John Kerry ist mittlerweile ein Google-Bombing-Opfer: Gibt man in der Suchmaschine den Begriff "Waffles" (bedeutet übersetzt sowohl "Waffeln", als auch "leeres Geschwätz") ein, erscheint Kerrys Internetseite als erster Treffer.

Google nimmt das alles gelassen. Entweder aus dem Grund, dass gegen eine derartige Manipulation von Suchseiten nichts getan werden kann - oder weil das "keine wirkliche Rolle spielt", wie es Googles Technologiedirektor Craig Silverstein ausdrückte, "denn was macht es schon, wenn einige Seiten missbraucht werden - bei 200 Millionen, die bei uns täglich aufgerufen werden". Er glaubt auch, dass gerade in einem Präsidentschafts-Wahljahr Webseiten-Manipulationen besonders "in" sind, "aber im Grunde genommen ist es eine Modeerscheinung, die schnell auch wieder verschwinden dürfte - wie so viele andere Web-Spielereien".

Wie Bombing funktioniert

Gelassen ist auch Danny Sullivan, der eine Webseite betreut, von der aus Suchmaschinen unter die Lupe genommen werden (www. searchenginewatch.com): "Es sind wenige Menschen, die dermaßen tätig sind. Was immer man tun würde - das Google-Bombing ist nicht auszurotten."

Nach Angaben des amerikanische Internetmagazins Wired funktioniert das Google-Bombing, indem auf so genannten Weblogs verächtlich machende Begriffe mit einzelnen Seiten verlinkt werden. Demnach funktioniert das Bombing auch mit anderen Suchmaschinen wie "Yahoo", "Lycos" und "AltaVista". Wie Wired in seiner Online-Ausgabe (www.wired.com) berichtete, soll etwa ein Jusstudent aus Pennsylvania für das Bombing auf John Kerrys Site verantwortlich sein.

More evil as the Satan

Die erste Google-"Mine" ging 1999 hoch. Wer damals unter "more evil as the Satan" (teuflischer als der Teufel) nachschaute, stieß auch - und zwar an erster Stelle - auf den Software-Giganten Microsoft.

Und als Frankeich sich im März vergangenen Jahres weigerte, am Irak-Krieg teilzunehmen, ging der kanadische Student Steve Lerner noch einen Schritt weiter. Er schuf eine eigene Webseite, quasi ein Parodie auf Google, auf der er nach "militärischen Siegen Frankreichs" fragte. Wer da anklickte, wurde mit der Gegenfrage konfrontiert: "Siege? Meinen Sie vielleicht Niederlagen?"

Ein promintes Opfer dieser Form der Manipulation gibt es auch hierzulande: Karl-Heinz Grasser. Gibt man bei Google nämlich das Wort "Inkompetenz" ein, so ist der erste Treffer www.karlheinzgrasser.at - die dieser Tage wieder ins Gerede gekommene, von der Industriellenvereinigung mitgesponserte private Homepage des Finanzministers.

Übrigens hat Stanford-Student Adam Mathes (Computer Sciences) den Begriff "Google-Bombing" geschaffen. Schon vor drei Jahren.

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