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In der Steiermark soll ein Medienkompetenzzentrum mit Blickrichtung Südosteuropa entstehen. Das empfiehlt eine jüngst präsentierte Studie.

Als Gravitationszentrum für den südosteuropäischen Raum versteht sich die Steiermark schon seit langem. So sind etwa die Anfänge der unendlichen Geschichte eines Kunsthauses in Graz, die nun - im Kulturhauptstadtjahr 2003 - ihr einigermaßen glückliches Ende finden dürfte, mit dem grenzüberschreitenden "Trigon"-Gedanken (Österreich, Jugoslawien, Italien) verknüpft. Diverse Initiativen im Rahmen der Alpen-Adria-Region sind hier zu nennen, äußerst verdienstvolle kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Ländern dieses Raumes, nicht zuletzt der hohe Stellenwert, den das dramatische Geschehen im zerfallenden Jugoslawien in der Berichterstattung der Kleinen Zeitung hatte.

In dieser Tradition stehen auch die Bemühungen der amtierenden Landeshauptfrau Waltraud Klasnic, die Steiermark als Zentrum einer europäischen Zukunftsregion mit Teilen Ungarns, Sloweniens, Kroatiens, Italiens, sowie dem Südburgenland und Kärnten zu positionieren.

Das Konzept dieser Zukunftsregion wird auch explizit als eine der Prämissen für eine im Auftrag Klasnics erstellte Studie genannt, die Perspektiven für die Weiterentwicklung des Medienstandortes Steiermark aufzeigen will. Der Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM) sowie die Grazer Universitätsprofessoren Wolfgang Mantl und Gerald Schöpfer haben mit dieser vor kurzem präsentierten Arbeit die erste umfassende Darstellung der steirischen Medienlandschaft seit 1945 vorgelegt, wollten aber über die bloße Rückschau und Bestandsaufnahme hinaus konkrete Schlussfolgerungen und Empfehlungen formulieren.

Spitze gegen Wien

Quintessenz aller Anläufe, die die "Medienstudie Steiermark" unternimmt, ist die Empfehlung ein "Medienkompetenzzentrum Steiermark" zu etablieren - "mit Strahlkraft für die gesamte Zukunftsregion, also Ungarn, Slowenien, Kroatien und Oberitalien, nicht zu vergessen die österreichischen Nachbarn Burgenland und Kärnten". Und es wär' keine steirische Studie, fände sich nicht darin eine (wohl berechtigte) subtile Bosheit in Richtung der großen Stadt nördlich des Semmering: "Wien hat die Chance schon versäumt, Medienzentrum für Zentraleuropa zu werden, das ist inzwischen München. Die Steiermark könnte das mit Blickrichtung Südosteuropa zustande bringen". Das sitzt - aber so sind sie&

Eine Schlüsselrolle kommt bei diesen Überlegungen dem Thema "Medienerziehung und -bildung" zu. Derzeit gibt es an der Grazer Universität bereits einen Medienkundlichen Lehrgang sowie die Kombination "Bühne, Film und andere Medien"; im Herbst soll der Fachhochschul-Studiengang "Journalismus, Kommunikation und Medienwirtschaft" am Technikum Joanneum starten. Darüberhinaus ist für 2003 eine Kooperation mit der Steinbeis-Hochschule Berlin für postgraduale Studien avisiert. Die Studie regt nun an, auf diesen Angeboten aufbauend eine Medienakademie in der Steiermark einzurichten, die "in den Südosten Europas ausstrahlen könnte" - nicht zuletzt angesichts von den Autoren georteter großer einschlägiger Ausbildungsdefizite in den Nachbarländern.

Drehscheibe Graz

Klar benannt werden auch die Voraussetzungen für das Gelingen des Projekts: "Lippenbekenntnisse sind zu wenig", gefordert sei die Politik - die Steiermark müsse sich als Fürsprecher für eine rasche EU-Integration Sloweniens und Kroatiens profilieren, als "Sprachrohr innerhalb Österreichs und Europas". "Leitfiguren aus Politik, Wirtschaft, Medien müssen das Bewusstsein einer Großraum- und Drehscheibenfunktion für Graz schaffen", heißt es.

Neben diesen zentralen Empfehlungen finden sich in der Studie aber auch etliche Hinweise, denen man über die steirischen Grenzen hinaus Gehör verschaffen sollte: etwa das Plädoyer für die "Förderung von mehr Qualität, journalistischer Qualifikation, journalistischer Ethik und allgemeiner Medienerziehung", um der "Gefahr des Qualitätsverlustes durch Kommerzialisierung" zu begegnen. Und den immer wiederkehrenden Vorstößen für eine Teil-Privatisierung des ORF zum Trotz wird eine "Bestands- und Entwicklungsgarantie" für den ORF "als audiovisuelles Leitmedium Österreichs auf Basis des ORF-Gesetzes" gefordert. Für ebenso wünschenswert erachten die Studienautoren freilich "günstigere Rahmenbedingungen für die Entfaltung freier, nicht kommerzieller Radios", auch eine "Umwandlung der ORF-Gebühr in eine Radio-Rundfunkgebühr" solle "unvoreingenommen diskutiert werden".

Eben dies, eine unvoreingenommene Diskussion, möchte man der Studie als ganzer wünschen.

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