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"Modern Times", "Bei Stöckl", "Musikantenstadl"&: Die Einstellung dieser Sendungen löst die Finanzprobleme beim orf keineswegs.

Am Küniglberg fliegen die Hackln wieder einmal tief. Die von orf-Generaldirektorin Monika Lindner geforderte Erhöhung der orf-Gebühren für 2007 hat zu einer heftigen Debatte geführt. "Anmaßung und Größenwahn", zu dem noch die Sommerhitze komme, poltert orf-Zentralbetriebsrat Heinz Fiedler. Der Grund: Der Geschäftsführer der Rundfunkregulierungsbehörde rtr, Alfred Grinschgl, sprach sich gegen die geltende gesetzliche Regelung aus, demnach der orf-Stiftungsrat auf Antrag der Generaldirektion die Höhe der Gebühren festsetzt. Grinschgl ist gegen diese "Abstimmung auf Zuruf", mit deren Hilfe sich der orf die Gebühren faktisch selbst erhöhen könne, und fordert eine entsprechende Gesetzesänderung.

"Abstimmung auf Zuruf"?

Es gibt auch sachliche Reaktionen: Der Vorsitzende des orf-Stiftungsrats, Klaus Pekarek, betont, dass das Aufsichtsgremium des orf Erhöhungen der Programmentgelte stets "gewissenhaft geprüft" habe. "Die Zuständigkeit von Stiftungs- und Publikumsrat ist ein Akt der Staatsferne, der sich durchaus bewährt hat", reagiert orf-Chefin Lindner auf Grinschgls Forderung. Es könne keine Frage sein, "dass der orf angesichts neuer Aufgaben, reduzierter Werbefinanzierung und steigender Preise für Rechte und Lizenzen auch in Abständen eine Anpassung des Programmentgelts benötigt", erklärt die Herrin des Küniglbergs.

Das auf den ersten Blick kleinliche Hickhack der aufgeflammten Gebührendebatte ist Ausdruck einer viel tiefer gehenden Krise. Es ist eine Teufelsspirale aus Seherschwund, sinkenden Werbeeinnahmen und Abstrichen beim Programm, in die der orf geraten ist.

Historischer zib-Tiefstand

Die Quoten des orf befinden sich im Sinkflug. Der Marktanteil purzelte im Juni auf 40,8 Prozent in Kabel- und Satellitenhaushalten. Im Juni 2003 hatte der orf 42,6 Prozent, im Vergleichsmonat des Jahres 2001 noch einen Anteil von 45,4 Prozent. (Der Vergleich mit Juni 2004 - 45 Prozent - wäre irreführend, weil die Fußball-wmfür hohe Einschaltquoten sorgte.) Die zib 1 erreichte im Juni einen historischen Tiefstand. Freitag, den 24. Juni schalteten lediglich 774.000 Menschen zum Flaggschiff der orf-Nachrichten. Bei Bundesland heute eine halbe Stunde davor waren noch 901.000 Seher mit dabei.

Glaubt man Insidern, liegen die Werbeeinnahmen des orf im ersten Halbjahr mehr als fünf Millionen Euro unter Plan - reguläre Werbeeinnahmen, wohlgemerkt. Dazu kommt, dass dem orf angeblich weitere zehn Millionen Euro aus so genannten Sonderwerbeformen durch die Lappen gehen. So hat der Bundeskommunikationssenat entschieden, dass das Product Placement und die Nennung von Herstellern im Abspann von Frisch gekocht ist halb gewonnen gegen das orf-Gesetz verstoßen.

Die lukrative Kochshow wird daher eingestellt. Ebenso könnte es der Abzock-Sendung Quiz Express ergehen, die sich laut orf-Sprachregelung zur Zeit in der Sommerpause befindet. Auch gegen Quiz Express ist ein Verfahren beim Bundeskommunikationssenat anhängig.

Mit den Zuschauern und den Werbeeinnahmen verabschieden sich auch die Programme: Die sonntägliche Vorschau Tipp - die Kulturwoche wird mit Jahresende beendet, ebenso die Wissenschaftssendung Modern Times - beide gehören zu der zunehmend aussterbenden Spezies von Sendungen, die sich unter "Kulturauftrag" einordnen lassen.

Der Kahlschlag macht aber auch nicht Halt vor Eigenproduktionen, die einen Massengeschmack bedienen: Bei Stöckl lief letzten Freitag aus und ein bewährter Quotenrenner geht nach 25 Jahren am 31. Dezember zum letzten Mal auf Sendung: Für den Musikantenstadl hat es sich ausgeschunkelt. Offizielle Begründung: zu hohe Kosten. Auch das Budget für den Internet-Auftritt des orf soll um ein Viertel zusammengestutzt werden. Mit Ende Juni verabschiedete sich orf on von der Cartoonplattform comics.orf.at und von der Spieleplattform games.orf.at.

Mehr Geld für Heimisches

Fraglich, ob der orf einfach so mit einer Gebührenerhöhung die entstandenen Finanzlöcher stopfen kann; denn schon melden sich jene zu Wort, die für höhere Gebühren auch eine Gegenleistung sehen wollen. Zuletzt hat etwa die heimische Filmwirtschaft bei einer allfälligen Erhöhung eine Bindung für "österreichische Programm- und Wertschöpfung" verlangt. "Mehr Mittel nur für mehr österreichisches Programm", hieß es in einer Aussendung der österreichischen Filmproduzenten, Filmschaffenden und Regisseure.

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