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Beziehungsdrama trifft hochsensiblen Thriller: "Keine Sorge, mir geht's gut" ist Philippe Liorets Antwort aufs amerikanische Popcorn-Kino.

Wenn jemand sagt: "Kei-ne Sorge, mir geht's gut", meint er oft das Gegenteil. Auch in der Verfilmung des gleichnamigen französischen Familiendramas von Philippe Lioret ist dieser Satz eine leere Phrase, die der sensiblen Lili allerdings zunächst das Leben rettet: Nachdem ihr Zwillingsbruder spurlos verschwindet, schlittert die Teenagerin in eine tiefe Depression, verweigert die Nahrungsaufnahme und wird in eine Klinik eingewiesen. Ihr Zustand bessert sich erst, als sie plötzlich eine Postkarte von ihrem Bruder erhält, in der er beteuert, dass es ihm gut gehe. In der Hoffnung ihren Bruder und den Sinn im eigenen Leben wiederzufinden, begibt sie sich auf die Suche und stößt dabei auf ein Familiengeheimnis.

Völlig sorgenfrei können sich hingegen Cineasten ein Kinoticket für die gelungene französische Produktion lösen: Die derzeit in Österreich diskutierte "Hollywood"-Filmsteuer werden sie keinesfalls bezahlen müssen. Mit Keine Sorge, mir geht's gut beweist Regisseur Philippe Lioret (Die Frau des Leuchtturmwärters) nämlich einmal mehr, dass auch diesseits des großen Teichs brillante Regisseure und Schauspieler arbeiten; große Filme keine Millionen-Dollar-Budgets verschlingen müssen, sondern schlicht von der Leinwand-Präsenz und der Authentizität ihrer Protagonisten leben. Schauspieltalenten wie der 24-jährigen Mélanie Laurent - die für ihre aktuelle Rolle, als orientierungslos durch das Leben treibende junge Frau als beste weibliche Nachwuchsdarstellerin mit dem César ausgezeichnet wurde - ist es zu verdanken, dass man sich um die Zukunft des europäischen Films keine Sorgen machen muss. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet auch der 51-jährige Lioret selbst: Geschickt greift er das "Verlust eines geliebten Menschen"-Sujet auf und interpretiert es vielschichtig anhand der einzelnen Charaktere der Familienmitglieder. Dank dieses Zugangs verdichtet sich der Film zunehmend zu einem komplex gesponnenen emotionalen Drama, das überraschend endet.

KEINE SORGE, MIR GEHT'S GUT

Je vais bien, ne t'en fais pas

F 2006. Regie: Philippe Lioret

Mit Mélanie Laurent, Kad Merad.

Verleih: Polyfilm; 100 Min.

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