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Lachen und Weinen gehören in "Sideways", der neuen Tragikkomödie von Alexander Payne, wieder zusammen.

Ich bin so unbedeutend, ich kann mich nicht einmal selber umbringen." Miles (Paul Giamatti) blickt auf die Scherben seines Lebens. Die Tragödie scheint ihren Lauf zu nehmen, dabei ist "Sideways" die meiste Zeit komisch - sehr sogar. Wie das geht? Zu verdanken ist diese Melange von gegensätzlichen Stimmungen Regisseur Alexander Payne, Schöpfer von "About Schmidt", der - wie sein aktueller Film - gemeinhin als Tragikomödie tituliert wird. Mit "Sideways" scheint Payne nun endgültig der Durchbruch gelungen zu sein. Von New York bis Los Angeles kürten die diversen Kritikervereinigungen dieses Roadmovie zum besten Film des Jahres und ebneten so den Weg für die kommende Oscarverleihung. In fünf Kategorien (u.a. Film und Regie) darf sich "Sideways" Hoffnungen machen. Der Name dieses Regisseur dürfte in Zukunft einem breiteren Publikum bekannt sein. Endlich, erfreute uns der Filmemacher schon vor einigen Jahren mit seiner Highschoolsatire "Election". Damals wie heute gehören das Lachen und Weinen in Payne's Filmen zusammen. Miles ist beruflich wie privat nicht gerade vom Glück verfolgt. Sein umfangreicher Roman "The Day After Yesterday" wartet immer noch auf einen Verleger. Und auch zwei Jahre nach dem Scheitern seiner Ehe kommt er nicht darüber hinweg. Nur wenn es um Weinverkostung geht, kann er seinem Alltag als Lehrer entfliehen und blüht förmlich auf. Was liegt da näher, als mit seinem guten Freund Jack durch Südkalifornien zu fahren und guten Wein zu trinken. Die beiden haben allerdings unterschiedliche Vorstellungen von dieser Reise. Es beginnt schon damit, dass Jack während der Fahrt einen besonderen Wein öffnet - für Miles ein Akt von Blasphemie, gehört doch zu jedem guten Tropfen auch ein idealer Augenblick dazu. Doch am Wein ist der mittelmäßige tv-Schauspieler sowieso nicht besonders interessiert. Für ihn ist diese Tour die letzte Gelegenheit, Frauen aufzureißen, bevor ihn der Bund fürs Leben zu ewiger Treue verpflichtet. Zwei attraktive Frauen kreuzen ihren Weg, und Jack ist fest entschlossen, seinen Plan in die Tat umzusetzen, auch wenn er deswegen nur billigen Merlot trinken müsste. Aus diesen gegensätzlichen Charakteren entwickelt "Sideways" eine Reihe witziger Situationen. Alexander Payne beherrscht dabei die schrillen Töne genauso wie die leisen. Das Drehbuch - an dieser Stelle sei CoAutor Jim Taylor erwähnt - verweigert sich konsequent gängigen Mustern, nach denen eine Komödie bis zum alles überragenden Happyend abzulaufen hat. Das Ergebnis sind ambivalente Charaktere, die weit davon entfernt sind, immer das Richtige zu tun.

Großes Lob verdienen die Schauspieler, vor allem die "leading men": Paul Giamatti zeigt nach "American Splendor" erneut, wie vielschichtig er seine Figuren porträtiert. Thomas Haden Church als Jack ist eine echte Entdeckung. Trotz aller Fehlschläge bleibt der Grundton des Films heiter-optimistisch, das Ende versöhnlich: Das Leben ist eigentlich gar nicht so schlecht.

SIDEWAYS

USA 2004. Regie: Alexander Payne

Mit Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen, Sandra Oh

Verleih: Centfox. 123 Min.

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