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Das Wienerlied, es ist ein Musik gewordener Spiegel der morbiden Wiener Seele, zwischen skurriler Annäherung an den Tod und unbeugsamer Hoffnung auf die Erlösung - die man auf Erden auch im Wein finden kann.

Regisseur Wolfgang Beyer hat sich in seiner essayistischen Dokumentation "Wann da Himmevoda amal obekummt", die in kreuz & quer auf ORF 2 lief, damit auseinander gesetzt, wie das Wienerlied mit Gott, Tod, Hölle und Glauben umgeht: Gott ist ein Weinbauer, der Himmel ein transzendenter Großheuriger, die Hölle, dort sind die anderen. Der heitermelancholische Film steckte voller Entdeckungen rund ums stets weinerlich gesungene Wienerlied. Heiterkeit in Moll, sozusagen.

Beyer hat herkömmliche Wienerlieder-Orte gemieden. Stattdessen inszenierte er im düsteren Schloss Neugebäude in Simmering einen Streifzug durch die Geschichte des Wienerlieds - ohne Fakten, dafür mit umso lebendigeren Beispielen. Roland Neuwirth und seine Extremschrammeln spielten in den Gewölben auf, ebenso Steinberg & Havlicek, der Schrammelbaron, Heinz Ditsch vom Kollegium Kalksburg, das Duo Hojsa & Emersberger. Den historisch-religiösen Hintergrund lieferten Kommentare von Paul Zulehner und Nikolaus Petko sowie des reformierten Superintendenten Peter Karner.

Der "Himmevoda" wurde als "echter Kavalier" bezeichnet und als "echter Wiener". Selbst Geistliche sind dann und wann sogar Heurigenwirte: "Der Dornbacher Pfarrer steckt aus, da bleibt doch keiner z'Haus." Das Paradies, es ist im Wienerlied ein transzendenter Großheuriger. Trotz aller Weinerlichkeit geht das Wienerlied mit dem Tod recht offen ins Gericht: "Der Tod muss ein Wiener sein." "Im Gegensatz zum heutigen alltäglichen Leben wird der Tod im Wienerlied nicht verdrängt. Es ist in der Lage, sich mit dem Tod auszusöhnen", lehrt der Film: Ein gutes Beispiel, dass es im ORF noch Abteilungen gibt, die den Mut zum Unkonventionellen besitzen.

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