Hörerlebnis im Fernsehen

Werbung
Werbung
Werbung

Hermann Nitsch, der Bühnenbildner, habe die Gandhi-Oper von Philip Glass für sich selbst vereinnahmt, schrieb Kurier-Kritiker Gert Koretschnig nach der Premiere von Satyagraha in St. Pölten. Auch wer das "Making of" zu dieser Bühnenaufführung letzten Sonntag auf ORF 2 sah, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der auch für die Oper bildschüttende Orgien-Mysterien-Altmeister mehr sich selbst stilisierte als Gandhis gewaltfreien Kampf in Südafrika darzustellen. Nitsch bezeichnete Philip Glass' Klangflüsse denn auch als "rituelle Musik".

Der ORF stellte das betörende Musikwerk in seiner Sonntagnacht-Sendung Einfach klassisch vor. Dass eine Sendung, in der im Allgemeinen musikalischer Mainstream präsentiert wird (kürzlich etwa das Porträt des Stardirigenten Riccardo Muti), auch Platz für Minimal Music à la Philip Glass bietet, ist dem ORF hoch anzurechnen. Die fesselnden, sich immer wiederholenden Klangmotive dieser Musik machten aus der filmischen Dokumentation - der bekrittelten Vernitschung zum Trotz - ein Hörerlebnis im Fernsehen: Kein Zufall, Philip Glass ist ja auch als Film-Komponist (Koyaanisqatsi, Kundun, Die Truman-Show) eine erste Adresse.

Einziger Wermutstropfen: Warum brachte der ORF diese Dokumentation erst nach der zweiten Vorstellung von Satyagraha - insgesamt sind nur vier Aufführungen geplant - und nicht schon im Voraus? ofri

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung