Illegaler Altruismus

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Die florierende Film- und Musikpiraterie über Online-Tauschbörsen eröffnet auch für Juristen und die betroffene Industrie neue Dimensionen des Problems.

Seit Anfang April sendet der orf die preisgekrönte Serie "Desperate Houswives" (verzweifelte Hausfrauen). Der Start in Europa war ungewöhnlich prompt - in den usa stehen noch die letzten Folgen aus - und dennoch ist die Serie hierzulande bereits den Sitcom-Fans bekannt. Dass sie die Serie von Anfang an mitverfolgen konnten, verdanken sie den Online-Tauschbörsen, wo zahlreiche Serien, Musikfiles und Filme gratis zum Download angeboten werden. Und das meist schon kurz nach deren Erscheinen oder sogar noch früher, denn in der Szene der Film-Raubkopierer ist ein regelrechter Wettkampf entbrannt, wem es als erster gelingt, eine Kopie im Internet anzubieten - am besten noch vor dem offiziellen Kinostart.

Hohe Umsatzrückgänge

Was des einen Freud, ist bekanntlich des anderen Leid. Viel Kopfzerbrechen und Umsatzrückgänge haben die Tauschbörsen in den letzten Jahren der Musik- und Filmindustrie bereitet, denn das Internet und die Digitalisierung von Ton- und Bildmaterial hat der Musik- und Filmpiraterie ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Den wirtschaftlichen Schaden für die österreichischen Kinos und den Videovertrieb schätzt der Generalsekretär des Vereins für Anti-Piraterie (vap) Alexander Manak auf 30 Millionen Euro jährlich. Auch die internationale Musikindustrie verzeichnet seit 1999 Umsatzrückgänge, wofür man gerne die Raubkopierer verantwortlich macht. Allerdings dürften dabei auch die angespannte Wirtschaftslage und die zunehmende Konkurrenz um das Freizeitbudget eine Rolle spielen.

Begonnen haben Tauschbörsen mit zentral organisierten Netzwerken wie zum Beispiel Napster, der ersten populären Tauschbörse, die im Jahre 2000 geschlossen werden musste. Seit einiger Zeit haben sich vermehrt Peer-to-Peer-Netzwerke durchgesetzt, die ohne zentralen Server funktionieren: Jeder Teilnehmer ist gleichzeitig Nutzer und Anbieter. In den usa beschäftigt sich derzeit der Oberste Gerichtshof mit derlei Online-Tauschbörsen, die mit ihrer Software ermöglichen, urheberrechtlich geschützte Film- und Musikdateien kostenlos zu vervielfältigen. Die Betreiber der Tauschbörsen haben sich jedoch bis jetzt erfolgreich damit verteidigt, dass sie für den Missbrauch ihrer Produkte nicht verantwortlich sind.

Tauschbörsen und die dafür verwendete Software sind an sich nicht illegal. Wo allerdings die Grenze zur Illegalität bei dem Datentausch im Internet zu ziehen ist, darüber sind sich in Österreich die Juristen nicht ganz einig. Umstritten ist die Frage nach der Rechtmäßigkeit des Downloads, denn dass der Upload, das zur Verfügung-Stellen von Dateien, gesetzwidrig ist, bestreitet niemand: "Das Altruistische an diesen Tauschbörsen ist strengstens verboten; das Egoistische hingegen - wenn man nur herunter saugt, selber geizig ist und nichts zur Verfügung stellt - ist rechtlich in Ordnung", meint der Salzburger Rechtsanwalt Clemens Thiele. Das Urheberrechtsgesetzt räume nämlich eine gesetzliche Lizenz auf einige wenige Kopien zum ausschließlich privaten Gebrauch ein, enthalte aber keinerlei ausdrückliche Regelung über die rechtlichen Anforderungen an die Quelle einer Privatkopie. Manak hält es allerdings für "naiv um nicht zu sagen fahrlässig, diese Meinung zu propagieren. Die "überwältigende Mehrheit der Urheberrechtsexperten in Österreich" sei außerdem der Ansicht, auch der Download sei illegal.

Umstrittener Download

Um die Musikpiraterie in den Griff zu bekommen, startete der Verband der österreichischen Musikwirtschaft (ifpi) im Oktober 2004 die "Aktion scharf" gegen Raubkopierer im Internet. Auch der vap geht neben Aufklärungskampagnen gesetzlich gegen Raubkopierer vor. Erste Ergebnisse in Form von konfiszierten Servern und zahlreichen eingeleiteten Verfahren konnten bereits verzeichnet werden. Derlei Aktionen wirken auch abschreckend und sollen das Bewusstsein um die Illegalität des Filesharings fördern. Eine weitere sehr umstrittene Maßnahme gegen stellen Kopierschutz-Mechanismen dar, die bei Audio-cds allerdings gelegentlich dazu führen, dass manche Geräte die cd gar nicht lesen konnten. Bei Sony gehe man deswegen wieder davon ab, so Thiele, "denn die wirklich hartgesottenen Raubkopierer knacken jeden Code binnen kürzester Zeit, aber die meisten Kunden, die das gar nicht können und auch gar nichts im Internet verbreiten wollen, verärgert man damit."

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