Jessas Radio Maryja, 2. Teil

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Unglaublich, aber leider wahr: Letzte Woche befasste sich "In medias res" mit den Umtrieben des polnischen katholischen Senders Radio Maryja und seines Fernsehpendants, TWRAM, die sich nicht nur zeihen lassen müssen, die Geschäfte der rechtskonservativen Regierungspartei PiS zu betreiben, sondern auch unverblümt antisemitischen Kommentatoren Raum zu geben.

Die PiS findet - kaum verwunderlich - wenig Grund zum Einschreiten gegen "ihren" Sender, der dem Redemptoristenorden gehört: Radio Maryja gebe "einfach Menschen das Wort, die offen und ohne Hemmungen ihre Meinung sagen", meinte etwa der PiS-Abgeordnete Jacek Kurski.

Immerhin gibt es besonnene Stimmen: So schrieb Parlamentspräsident Marek Jurek, auch er von der PiS, in einem Offenen Brief an Pater Rydzyk, den Direktor von Radio Maryja, einem katholischen Medium stehe "leichtfertiger Umgang mit Themen, die größere Sorgfalt und den Geist der Trauer verdienen", nicht an.

Dieser Tage reagierte Rom: In einem Schreiben forderte das vatikanische Staatssekretariat den Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz und den Provinzial der Redemptoristen zu "wirkungsvollem Handeln" auf. Das römische Schreiben äußert ernste Vorbehalte gegen das Engagement, mit dem sich Radio Maryja in politische Angelegenheiten eingemischt habe.

Die Affäre wurde inzwischen immer bizarrer: Letztes Wochenende berichtete die Warschauer Tageszeitung Gazeta Wyborcza, Pater Rydzyk habe Ende der 90er Jahre bis zu 26 Millionen Euro, die der Sender für die Rettung der Danziger Werft gesammelt hatte, an der Börse verspekuliert.

Seit Jahren müht sich Polens Kirchenspitze, Rydzyks Aktivitäten in den Griff zu bekommen. Ob das römische Eingreifen hilft, die unerfreuliche Lage zu beheben? Ende Mai kommt der Papst nach Polen. Dass bis dahin das schwelende Radio-Maryja-Problem behoben ist, muss wohl bezweifelt werden. Otto Friedrich

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