Jesu-Tod- Marketing

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Es ist beileibe nicht der erste Fall von Vorab-Aufregung, die sich letztendlich auf ein Kinoprodukt verkaufsfördernd auswirkt. Neu ist allenfalls, dass bei den marktschreierischen Attitüden sich diesmal das christlich-konservative Lager hervortut: Die Rede ist von Mel Gibsons Passionsepos, bei dem die letzten Tage Jesu mit aramäisch und lateinisch sprechenden Darstellern verfilmt wurden. In den USA geht das Ganze am Aschermittwoch los, hierzulande muss man sich noch bis Karfreitag gedulden.

Doch die Skandal-PR funktioniert bestens: Gewalt!' schreien die einen, Antisemitismus!' die anderen - als ob irgendjemand darob verwundert sein dürfte, dass die Passionsgeschichte nicht gewaltfrei ist und jedenfalls Passagen enthält, die für Antijudaismus missbraucht werden können (und missbraucht wurden): Was ist daran neu?

Vor Weihnachten gab es in den USA Aufruhr um ein Papstwort zum Film: Johannes Paul II. habe, nachdem er den Film gesehen habe, gemurmelt: "It is as it was" ("Es ist so, wie es war"). Dies wurde als allerhöchste Autorisierung des Films gehandelt, auch wenn Rom den Papst-Sager energisch dementierte: Der Papst kommentiere Filme grundsätzlich nicht. Und hierzulande wurden wir im Jänner von der konservativ-katholischen Internet-Zeitung kath.net per E-Mail auf die spirituelle Großtat des Films hingewiesen - wir konnten dort etwa den atemlosen Bericht eines Auserwählten lesen, der - im erlauchten privaten Kreis - das religiöse Ereignis schon lang vor der Veröffentlichung besichtigen konnte.

Cui bono? Jedenfalls der Marketing-Maschinerie, die uns die nächsten Wochen offenbar besonders Appetit auf "The Passion of Christ" machen will. Auch der Furche-Kritiker wird sich Mel Gibsons Opus zu Gemüte führen - und ihn dann auch beurteilen. Ob das PR-Getöse der unvoreingenommenen Auseinandersetzung dienlich ist, darf aber schon jetzt bezweifelt werden.

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