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Er gehört zu den erfolgreichsten Medien in Polen: Der Radiosender Radio Maryja hat - nach eigenen Angaben - drei bis vier Millionen Hörer. Vor zehn Jahren wurde der Sender vom Redemptoristenpater Tadeusz Rydzyk gegründet und zeichnet sich seither nicht nur durch seinen exorbitanten Quotenerfolg aus: Außerhalb Polens geriet die Linie von Radio Maryja mehr als einmal ins Visier kritischer Beobachter: ultrakonservativ, nationalistisch, antieuropäisch, antisemitisch sind nur einige der Beurteilungen, mit denen das Programm des privaten Senders zu kämpfen hat.

Auch in Polen ist diese Kritik gang und gäbe, sogar vielen Bischöfen sind die Aktivitäten von Rydzyk & Co seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Allein - der Erfolg schien dem rabiaten Redemptoristen Recht zu geben; außerdem ist Radio Maryja im Allgemeinen nicht über die diözesanen Kirchenstrukturen organisiert und finanziert sich vor allem aus Spenden, sodass der bischöfliche Zugriff auf den Sender begrenzt ist.

Allerdings: In zahlreichen Pfarren unterhält Radio Maryja Büros, die weniger dem Sendebetrieb als der Organisation von Gottesdiensten, Einkehrtagen und ähnlichem dienen.

Nun ist Kardinal Józef Glemp, Erzbischof von Warschau und alles andere als ein liberaler Kirchenmann, der Kragen geplatzt: Eine kirchliche Einrichtung müsse laut Kirchenrecht die Genehmigung des Ortsbischofs einholen, wenn es Gottesdienste oder religiöse Unterweisung anbieten wolle. Glemp setzte Radio Maryja daher eine Frist bis zum 1. Oktober, um solche Genehmigung einzuholen.

Offenbar geschah dies nicht: Denn am 2. Oktober veröffentlichte Glemp eine Erklärung, in der er Radio Maryja untersagte, in der Erzdiözese Warschau im Namen der Kirche um Spenden zu bitten. Gleichzeitig forderte er die Gläubigen auf, nicht mehr Radio Maryja, sondern den offiziellen Diözesansender Warschaus, Radio Józef, zu hören.

Ob das faktische Verbot von Radio Maryja in Warschau greifen wird? Beobachter erwarten jedenfalls, dass sich auch andere Bischöfe den Maßnahmen Glemps anschließen werden. Otto Friedrich

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