Kabelfernsehen wird digital

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Ab 1. April dürfen sich Umsteiger auf digitales Kabel-TV freuen: 66.666 DVB-C-Boxen werden mit je 60 Euro gefördert.

Der 5. März 2007 war ein markantes Datum in der Geschichte von Österreichs Fernseh-Digitalisierung: An diesem Tag begann das Ende das Analog-Zeitalters - der TV-Sender Bregenz schaltete sein Analog-Signal ab. Im Ballungsraum Bregenz wird seitdem terrestrisches TV, also Fernsehen, das mittels "klassischer" Hausantenne zu empfangen ist, nur mehr digital übermittelt. In den kommenden Wochen und Monaten folgen - von Westen nach Osten - die anderen Regionen.

Somit bleibt "digital" auch im laufenden Jahr das große Fernseh-Thema. Um die Umstellung auf terrestrisches Digital-Fernsehen zu fördern, stellte die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) für 100.000 multitexttaugliche Endgeräte eine Förderung von je 40 Euro aus ihrem Digitalisierungsfonds zur Verfügung, 50.000 Förderungen wurden bereits in Anspruch genommen.

Der terrestrische Analog-Betrieb wird also sukzessive eingestellt, gleichzeitig steigt die Zahl der Haushalte mit digitalem Satellitenempfang kontinuierlich - und rapide: Ende 2006 empfingen bereits rund 28 Prozent aller Haushalte ihre Fernsehprogramme über Digitalsatellit.

Investition in die Infrastruktur

Die dritte Verbreitungsplattform von Fernsehen, das Kabel, ist dem gegenüber noch stark auf "analog" eingestellt. Realistischerweise kann hier der endgültige Umstieg zu digital erst mittelfristig abgesehen werden; die Branche spricht etwa vom Jahr 2010, bis auch die Kabelnetze durchgängig digital sein werden. Aber: "Förderung des Umstiegs in digitale Netze ist Investition in die digitale Infrastruktur in unserem Land", bekräftigt Günther Singer, der Obmann des Fachverbandes Telekommunikations-und Rundfunkunternehmungen in der Wirtschaftskammer Österreich.

Für Alfred Grinschgl, Geschäftsführer Rundfunk bei der RTR, ist es logisch, dass sich das Augenmerk nun auf die Digitalisierung des Kabelfernsehens legt. Daher betrifft das nächste markante Datum der Digitalisierung diese Verbreitungsplattform: Ab 1. April 2007 startet die mit fünf Millionen Euro dotierte Endgeräte-Förderung fürs Kabel-TV. Grinschgl: "Ziel der Aktion ist eine Verdoppelung der digitalen Kabelhaushalte." Fünf Millionen Euro stehen dafür aus dem Digitalisierungsfonds zur Verfügung. Mit diesem Geld werden 66.666 Endgeräte gefördert - und zwar mit je 60 Euro pro Haushalt. Etwa 125 bis 130 Euro kostet eine DVB-C-Box, die Förderung deckt also etwa die Hälfte der Gerätekosten ab.

Zur Zeit werden Verträge mit 25 Kabelbetreibern abgeschlossen, insbesondere in den Ländern Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich, Salzburg und Tirol, die etwa 35 Prozent der Kabelhaushalte in Österreich repräsentieren. Das heißt, ab 1. April können 440.000 Kabel-TV-Kunden, die auf digitales Fernsehen umsteigen wollen, die Endgeräte-Förderung in Anspruch nehmen. Noch nicht mit im Boot ist zur Zeit die UPC-Telekabel, die 45 Prozent der Kabelkunden Österreichs versorgt, so zum Beispiel die Bundeshauptstadt Wien und die Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt. Alfred Grinschgl rechnet Anfang 2008 mit einem eigenen Förderantrag des größten Kabelnetzbetreibers und stellt dessen Kunden eine ähnliche Geräte-Förderaktion für 2008 in Aussicht. Ein Antrag zum gleichen Zeitpunkt mit den anderen Kabelnetzbetreibern im Frühjahr 2007 wäre der UPC zu kurzfristig gekommen, außerdem wird im Unternehmen ein Strategiewechsel überlegt.

Warum auch im Kabel digital?

Warum aber soll auch ein Kabelfernsehkunde auf digitales Fernsehen umsteigen? Einige Vorteile sind evident: Zum einen können die derzeitigen Digital-Angebote von ORF und ATV - konkret der MHP Multitext, der einen interaktiven Teletext bei gleichzeitig laufendem Fernsehprogramm anbietet - im analogen Kabel nicht genutzt werden. Alfred Grinschgl führt darüber hinaus die technische Entwicklung bei den Fernsehapparaten an, die - über kurz oder lang - die analoge Technik obsolet werden lässt. Nicht zuletzt die Fußball-WM im vergangenen Jahr hat einen Boom bei den Flatscreen-Fernsehgeräten gebracht: "Und bei den Flatscreen-Geräten stellt sich heraus, dass das Analogsignal beträchtliche Einbußen bei der Bildqualität zur Folge hat", erklärt Grinschgl.

Heimkino mit Dolby Surround 5.1

Auch Telekom-Fachgruppen-Vorsteher Günther Singer weist auf die verbesserte Bild-und Ton-Qualität, die aufgrund des digitalen TV-Signals erzielbar ist, hin - so kann im "Heimkino" gar eine Tonqualität des Formats Dolby Surround 5.1. erreicht werden! Neben der Interaktivität und Multitext-Tauglichkeit werden mit dem digitalen Kabel-TV auch Video-on-demand-Dienste möglich sein, das heißt, via Rückkanal können Filme zu jedem beliebigen Zeitpunkt abgerufen und angesehen werden. Ein weiteres - digitales - Zukunftsszenario ist Time-shift-TV, das zeitversetztes Anschauen von Fernsehsendungen möglich macht. Schließlich hat die Digitalisierung der Kabelnetze auch eine enorme Vergrößerung des Angebots zur Folge: Für einen analogen Kanal können fünf bis acht digitale Kanäle ins Kabelnetz eingespeist werden!

Der Aufwand, auf digitales Kabel umzusteigen, ist marginal. Kunden der an der Förderaktion beteiligten Kabelnetzbetreiber erhalten in diesen Tagen einen Gutschein über 60 Euro, mit dem die ermäßigte Set-top Box erhältlich ist. Die Abwicklung erfolgt über den jeweiligen Netzbetreiber.

RTR Geschäftsführer Grinschgl freut sich, dass mit der nun anlaufenden Förderaktion für Digital-Umsteiger im Kabelfernsehen "Österreich eines der ersten Länder ist, in dem auf mehreren Verbreitungswegen MHP-Dienste eingeführt werden". Grinschgl kündigt an, dass die RTR auch weitere Zukunftstechnologien bei der Fernsehübertragung fördern wird. Eine künftige Verbreitungsform ist Fernsehen über den Breitband-Internet-Anschluss ("IP-TV"), das in Österreich zur Zeit hauptsächlich von der Telekom ("aondigital TV") angeboten wird: Auch für diese "junge" Form fernzusehen sind Fördermodelle in Ausarbeitung.

Schließlich tut sich auch auf dem Mobilfunkmarkt Entsprechendes: Der digitale Übertragungs-Standard DVB-H für Handys wird seit 5. März in der Wiener City und in Salzburg getestet. Die RTR ist an diesem Testbetrieb als Fördergeber mit 1,2 Millionen Euro beteiligt. Bis zur Fußball-EM 2008, so das Nahziel, soll es möglich werden, hierzulande Fernsehen auch via Handy zu empfangen.

Alles Wissenswerte über die Digitalisierung ist auf der Homepage der "Digitalen Plattform Austria" übersichtlich zusammengefasst:

www.digitaler-rundfunk.at

Für Multitextangebote wie ORF OK oder ATV OK, muss auch Kabel-TV digital sein.

Fernsehen mit Flatscreen wird erst bei digitaler Übertragung wirklich zum Vergnügen.

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