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Für kirchlich bewegte Leser ist der Kolumnist "Christianus", der in der Neuen Kronen Zeitung regelmäßig zu Wort kommt, ein wiederholter Stein des Anstoßes - je nach Couleur: zum Nachdenken, zur Erregung, zum Gaudium.

Erst vor wenigen Tagen desavouierte der feinsinnige Autor die sich soeben jährende Salzburger Delegiertenversammlung zum "Dialog für Österreich": Etwa zwei Drittel seien dort Funktionäre und Dienstnehmer der Kirche gewesen (was diese Delegierten in den Augen des Kolumnisten offenbar disqualifizierte, über die Kirche nachzudenken), außerdem habe einiges der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche widersprochen ...

Im Grunde genommen sind sowohl der geübte als auch der gelegentliche Leser der Kronen Zeitung über das Christianus-Weltbild wohlunterrichtet: Nichts Neues unter der Sonne also, was Christianus von sich gibt. Dennoch konnte die erste Illustrierte des Landes (für Unkundige: gemeint ist das Fellner-Magazin News) letzte Woche einmal mehr mit seinem Wissen nicht hinter dem Berg halten - und verkündete auf der ersten redaktionellen Seite, die mit "top secret" übertitelt ist: Der Mann hinter Christianus sei St. Pöltner Hirte Kurt Krenn.

Daß News eine symbiotische Allianz mit dem St. Pöltner Kirchenoberen pflegt, ist seit langem evident: Hie der Innenpolitik-Redakteur (und Autor des Krenn-Jubel-Buches "Gottes eherne Faust") Hubert Wachter, der immer dann zur Feder greifen darf, wenn Exzellenz im Blatt wohlwollend zur Geltung kommen soll. Dort der mittlerweile zu Herausgeberehren gekommene Alfred Worm, der seine Worte dann zu Papier bringt, wenn Anti-Krenn-Stimmung angesagt ist.

Wir geben zu, daß wir News ob der Scharen an Journalisten arg beneiden. Jedenfalls kann ein Furche-Redakteur meist nur träumen vom Aufwand, den ein News-Schreiber treiben kann. Umso mehr erstaunt uns jedoch, daß fürs saubere Recherchieren in den Archiven News zu wenig Kräfte einsetzt. Anders ist es nicht zu erklären, daß den Fellner-Schreibern mitunter Wesentliches entgeht. Zum Beispiel die Enttarnung Kurt Krenns als Christianus. Diese geschah nämlich schon am 24. Juni 1993. Der Aufdecker: Hannes Schopf, Chefredakteur. Das Blatt des Outings: die Furche.

Mag ja sein, daß News jede Woche eine Sensation enthüllen muß. Da kann es schon vorkommen, daß brandheiße News längst kalt und schal geworden sind.

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