Nein, wir wollen uns nicht in Häme suhlen - wie manche ORF-Konkurrenz: So fand sich auf der Startseite des Teletextes von ProSieben Austria letzten Donnerstagabend zwar kein Wort über den Tod von Kurt Waldheim, wohl aber die Mitteilung, dass die ORF-Reform im Chaos versinke.
Man versteht es als Treppenwitz der Geschichte, dass die Ära Monika Lindner, die von inhaltlicher Erstarrung des Programms und einem inferioren Betriebsklima geprägt war, kein solches Quotendesaster bescherte wie die "Reform" der jungen Generaldirektion Wrabetz. Nach keinen 100 Tagen war nun die Notbremse zu ziehen und zuzugeben, dass das Publikum nicht gehalten werden konnte. Also Aus für Mitten im Achten und manch anderes.
Kein Anlass zur Schadenfreude: Die öffentliche Anstalt ist zu wichtig, um sie ins Quoteneck zu stellen. Ermunterung ist angesagt, endlich die Reform wirklich anzugehen. Denn der Flop des "neuen ORF" liegt auch daran, dass für Entwicklungsarbeit kaum Zeit war. Diese fehlende Zeit-Investition ist der Hauptvorwurf, der ans Reform-Management des ORF zu richten ist.
Den Abgesängen zum Trotz müssen die Veränderungen im cineastischen Bereich oder bei der stärkeren Aufnahme von Qualitätsfernsehen (natürlich wieder bloß an den Tagesrandzeiten) dennoch gewürdigt werden.
Einmal mehr beschwören wir, die Gebührendebatte aus der gegenwärtigen Diskussion ganz herauszunehmen. Was soll denn das, die Gebühren nun an den Quotenerfolg zu binden? Nein, die Gebühren sind dazu da, Qualität im ORF zu finanzieren, sie hätten sich daher an der Preisentwicklung zu orientieren. De facto ist das Einfrieren der Gebühren eine Kürzung der Finanzmittel, und da wegen der Quote die Werbeeinnahmen gleichfalls schrumpfen, gibt es noch weniger Geld: Dass solche Spirale auch weniger Qualität zur Folge hat, versteht sich von selbst. Otto Friedrich
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