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Die finanziellen Mittel für den österreichischen Kinderfilm sind knapp. Dabei können sich heimische Produktionen durchaus sehen lassen.

Die Situation ist schwierig, aber wir nutzen jede Möglichkeit: Mit diesem Motto ist die gegenwärtige Situation heimischer Kinderfilmmacher ganz gut beschrieben. Bernd Neuburger und Nadja Seelich (Drehbuch), die einzigen Filmemacher des Landes, die seit Mitte der achtziger Jahre konsequent auf den Kinderfilm setzen, ist wenig mehr fremd: Nach vier, auch international sehr erfolgreichen Kinofilmen ("Jonathana und die Hexe", "Ferien mit Silvester", "Lisa und die Säbelzahntiger" und aktuell "Der Sommer mit den Burggespenstern") fällt ihr Resümee in Sachen Kinderfilm nüchtern aus: "Im Vergleich zu Dänemark, wo 25 Prozent der öffentlichen Filmmittel in das Genre investiert werden, ist es in Österreich noch immer sehr schwierig, entsprechende Unterstützung zu finden", meint der 56jährige, der zwischen seinen eigenen Filmen als freier Kameramann arbeitet.

Boom der Kinderfilme

Momentan boomen Kinder(zeichentrick)filme: "Findet Nemo", der derzeit noch in etwa hundert Kinos gezeigt wird (zum Vergleich: Neuburgers aktueller Film ist in 16 Kinos präsent), wurde bislang von knapp mehr als einer Million Menschen in Österreich gesehen. Trotzdem bleibt Neuburger skeptisch. Jenseits des kinder-adäquaten Mainstreams geben sich die Zahlen deutlich bescheidener. Mit über 20.000 Besuchern gelten Filme aus dem "alternativen" Bereich durchwegs schon als respektabel. "Kinderfilme, die mehr wollen, als den Kindern einen Kick zu bescheren, Filme, die Freiräume für eigene Phantasie schaffen und ein hintergründiges Anliegen haben, tun sich weiterhin nicht leicht", resümiert er.

Franz Grafl vom Institut Pitanga, welches seit Jahren das Internationale Kinderfilmfestival in Österreich ausrichtet, erklärt sich das unterschätzte Dasein des heimischen Kinderfilms vor allem durch das Fehlen nachhaltiger öffentlicher Strukturen: "Das Genre existiert, das Interesse beim Publikum ist da, es gibt aber keine Konstanz in der Sache." Martina Lassacher, enge Mitarbeiterin von Grafl, fügt, angesprochen auf Sponsoring privater Unternehmen, hinzu: "Hundert Krapfen zur Eröffnung eines Festivals sind deutlich einfacher zu bekommen als direkte finanzielle Beteiligungen." Auch, dass der ORF immer deutlicher seinen kulturpolitischen Auftrag im Bereich des Kinder- und Jugendfilms zurückfahre, ist in den Gesprächen und Nachfragen in der Szene häufig zu hören.

Etwa bei Wilhelm Haas, der im Auftrag des Landes Oberösterreich die Medienerziehung für Kinder und Jugendliche organisiert. Das Fernsehen setze keine Akzente mehr und ein Gutteil der Serien sei pädagogisch von zweifelhaftem Wert: Alles zusammen kein guter Dienst am Kinderfilm.

Wie sehr qualitativ gute Filme noch heute die Kinder bewegen können, auch davon weiß Haas zur Genüge zu berichten. Rund 250 Volks- und etwa 70 Hauptschulen in Oberösterreich stehen in engem Film-Kontakt mit Haas. "Wir erreichen so rund 60.000 Kinder im Jahr", bilanziert er seine Tätigkeit, die auch nicht darunter leidet, dass er sich eingesteht, "dass bei uns in Österreich der klassische Kinderfilm eher als Liebhaberei und nicht als bildungsmäßiger Auftrag betrachtet wird." Warum nicht das Medium Kinderfilm ernster nehmen, gar, ähnlich wie in Deutschland gegenwärtig diskutiert, einen Kinderfilm-Kanon für die Schulen zusammenstellen? "Zukunftsmusik", nennt das der 55-Jährige.

Festivals bieten Nischen

So sind es bislang die Kinderfilm-Festivals, wie etwa in Wien, Gmunden, Graz oder Innsbruck, aber auch Programmschienen einzelner engagierter Kino-Betreiber, die dem Kinderfilm hierzulande Nischen schaffen. Etwas positiver gestimmt sieht Peter Zawrel, Leiter des Filmfonds Wien, die Situation. Bei ihm spielt der Kinderfilm in Sachen Förderung eine besondere Rolle. Jüngste Beteiligungen sind etwa Neuburgers Film und der gerade fertiggestellte Film von Peter Payer, "Villa Henriette", nach der Buchvorlage der Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger. (Kinostart: Herbst 2004) "Die Erfolge österreichischer Kinderfilme bei den großen Festivals zeigen, dass es hierfür durchaus mehr Publikum gäbe", zeigt er sich gewiss.

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