Kleine Dichand-Exegese

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Die Klagelieder sind, so weiß es der halbwegs firme Jude oder Christ, ein biblisches Buch. Das Genre der Klage hat nun auch in die meistgelesene Schrift des Landes Einzug gehalten: Jedenfalls verdammt der Patriarch der Krone die moderne Welt und beweint - höchstselbst zur Feder greifend - das bittere Schicksal eines verkannten Propheten.

Der U-Express, Gratiszeitung von Hans Dichands und - man erinnert sich: das kostenlose Blatt wurde just im letzten Wiener Wahlkampf aus der Taufe gehoben und von da ab in allen U-Bahnstationen verteilt - Michael Häupls Gnaden, ist nicht mehr: Die "wirklich beliebte Zeitung" (© Dichand) wurde von den Miteigentümern, gegen die der Krone-Herausgeber "klarerweise protestierte", eingestellt.

Nachzulesen ist die traurige Kunde aus Dichands Feder unter dem Titel "Keine Manieren?" in der Krone vom 1. April. "Fast alle werden ihren Job verlieren" sorgt sich der Krone-Gründer um die U-Express-Mannschaft, ja nicht einmal verabschieden durfte sich Hans im Unglück von ihr!

Ein "noch nie da gewesenes Verteilungssystem neben dem normalen Vertrieb", erfahren wir weiter, wurde da auch zu Grabe getragen: "Brachte einer den U-Express' mit ins Büro, wurde er von den Kollegen ersucht, ihnen am nächsten Tag ein Exemplar mitzubringen." Vielleicht ist diese Kolportage der Grund dafür dass, so Dichand weiter, "die Auflage stieg". Doch jetzt: die "überraschende Einstellung".

Kleine Exegese der Klageschrift: "Die Inserate stiegen und versprachen Gewinne", lesen wir. Versprachen? Also: Der U-Express machte keinen Cash.

Doch wer klammert sich bloß an schnöden Mammon? Dichand nicht. Die Miteigentümer des U-Express - die WAZ-Gruppe und Raiffeisen - hingegen schon.

Dichand am Boden: "Gelten für große Konzerne nur noch Profite?"

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