Klubobmann oder ORF-Kurator?

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Das Kuratorium des ORF beschloss in seiner montäglichen Sitzung - auf Antrag der Kuratoren Andreas Khol und Peter Westenthaler - mit 23 zu 11 Stimmen und einer Enthaltung, dass es den ORF-Gesetzesentwurf der Bundesregierung begrüßt. Außerdem fordert es den Generalintendanten auf, "die vorliegenden Gesetzesentwürfe zu unterstützen" sowie darauf zu dringen, dass darin die "Finanzierung der Landesstudios" und von "eigenständigen österreichischen Filmproduktionen" gesichert wird.

In den letzten Wochen haben wir in Bezug aufs ORF-Gesetz schon genug erlebt. Auch in der furche wurde etwa das aufdringliche Lobbying der ORF-Spitze gegen den Gesetzesentwurf kritisiert. Doch solche Kritik verdienen mittlerweile auch die politischen Hintermänner des Gesetzesentwurfes.

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Facette (partei)politischer Taktik sichtbar wird. So auch am Montag, als das ORF-Kuratorium über die Gesetzesvorlage beriet: Das Kontrollgremium des ORF beschloss dabei, dass der ORF dem neuen ORF-Gesetz wohlwollend näherzutreten hat - auch wenn das Kuratorium dem Generalintendanten keine direkten Weisungen erteilen kann. Doch schon allein die Optik des Prozedere ist schief: Die Betreiber des neuen Gesetzes - VP-Klubchef Andreas Khol und sein FP-Pendant Peter Westenthaler - waren gleichzeitig die Antragsteller im Kuratorium, in dem die Regierungsparteien (siehe das Abstimmungsergebnis) über eine satte Mehrheit verfügen.

Hätte es eines neuerlichen Beweises bedurft, dass das ORF-Kuratorium ein Politgremium der Regierungsparteien ist, er hätte nicht deutlicher ausfallen können. Die derzeit Mächtigen nutzen in der heimischen Anstalt ihre Möglichkeiten aus - genau so, wie es einst die damalige Opposition der SPÖ immer wieder vorwarf. Wer vermag angesichts dieser Aktivitäten noch daran zu glauben, dass die (Regierungs-)Parteien aus dem ORF zurückziehen wollen?

Unter welcher Bezeichnung das - auch politische - Aufsichtsgremium des ORF firmieren wird, ob als "Stiftungsrat" oder unter anderem Namen: Es ist nur schwer vorstellbar, dass auch in einem gesetzlich erneuerten ORF die politische Farbenlehre keine Rolle mehr spielen wird.

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