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Ein neues Buch analysiert die Medienlage in Österreich. Von Print bis Buch gilt: Konzentration ist angesagt.

Österreichs Medienlage ist durch Konzentration und Verflechtung gekennzeichnet. Diese Erkenntnis ist zwar alles andere als neu. Heimische Medienpolitik der letzten Jahrzehnte war - trotz dieses Wissens - dennoch kaum davon geprägt, dass wirksame Maßnahmen gegen weitere Verflechtungsvorgänge eingeleitet wurden. Der letzte große Konzentrationsfall war bekanntlich die - vor eineinhalb Jahren vollzogene - "Magazinehe", mit der sich die Magazine der News-Gruppe (News, Format, tv-media, E-media ...) mit jenen der Kurier-Gruppe (profil, trend ...) zusammenschlossen. Da die Kurier-Medien ihrerseits über den Mediaprint-Verbund mit der Kronen Zeitung liiert sind, liegt hier ein Medienkonglomerat von Print bis Privatradio vor, das - von den österreichischen Kartellgerichten zugelassen - seinesgleichen sucht. Dass noch dazu bei den Tagesmedien dieses Konglomerats die Krone mit einem Marktanteil von 44 Prozent eine beherrschende Stellung hat, verschärft die Einengung des Pluralismus in der Medienlandschaft zusätzlich dramatisch. Außerdem spielen deutsche Konzerne immer stärker mit (im Beispiel des beschriebenen Konglomerats sitzen bekanntlich die WAZ-Gruppe, Bertelsmann und die Verlegerfamilie Jahr mit im Boot).

Das Diagramm, das die beschriebenen Verflechtungen darstellt (vgl. Abbildung oben), ist ein sprechendes Beispiel für die Schlussfolgerung, die ein neues Büchlein über die Medienlage in Österreich schon im Titel trägt: In "Konzentriert und verflochten" stellt der Salzburger Kommunikationswissenschafter Thomas Steinmaurer eine kompakte, mit viel Zahlenmaterial angereicherte Analyse des Printmarktes und der elektronischen Medien in Österreich vor.

Steinmaurers mit den Daten der Medienforschung untermauerte Zusammenfassung ist eine gute Hilfe für alle, die mit Zahlen und Fakten einer neuen Medienpolitik im Lande das Wort reden wollen, und die eine dringende Vergrößerung der Vielfalt an Medien und dadurch auch an Meinungen im Blick haben. Auch wenn das kleine Buch wegen des umfangreichen Zahlenmaterials eine Momentaufnahme darstellt (also in relativ kurzer Zeit unaktuell werden wird), sind die darin aufgezeichneten Grundlinien leider Gottes schon lange Teil der österreichischen Medienentwicklung. Steinmaurer bleibt aber nicht bei den Printmedien stehen, sondern nimmt auch den Radio- und den TV-Bereich in den Blick, dessen Liberalisierung in Österreich ebenfalls so spät wie nirgends in Europa in Gang kam (und kommt), sowie die Situation auf dem Telekommunikationsmarkt.

"Konzentriert und verflochten" bezieht sich aber auch auf andere Segmente der Medienlandschaft: Im gleichen Büchlein stellt der Filmjournalist Andreas Ungerböck eine durchaus ähnliche Diagnose für den Bereich Film und Kino auf. Die Möglichkeit, in Österreich Filme zu machen, so die "Nahaufnahme" Ungerböcks, liegt ebenfalls im Argen, und das Kinosterben, dem nicht zuletzt in Wien zur Zeit ein kleiner Betreiber nach dem anderen zum Opfer fällt, zeigt, wie sehr der Verdrängungswettbewerb der Multiplex-Centers auch hier den Konzentrationsprozess beschleunigt.

Schließlich beleuchtet die Medi-enwissenschafterin Elfriede Scheipl die diesbezügliche Situation bei den Buchverlagen. Auch sie beobachtet Ähnliches wie auf dem Filmsektor, wo Österreich nur ein kleiner Player vis-à-vis dem übermächtigen Deutschland ist. Ein spezielles Problem des Buchmarktes stellt die Buchpreisbindung dar, die in Österreich nur bis 2006 gewährleistet ist; nach deren Fall - so die Argumente der Preisbindungsbefürworter - wären die kleineren Buchhandlungen äußerst bedroht.

"Konzentriert und verflochten": Der Diagnose im Titel des Büchleins zur heimischen Mediensituation ist jedenfalls nichts hinzuzufügen.

KONZENTRIERT UND VERFLOCHTEN. Österreichs Mediensystem im Überblick.

Von Thomas Steinmaurer, mit Beiträgen von Elfriede Scheipl und Andreas Ungerböck. StudienVerlag, Innsbruck 2002, 133 Seiten, brosch., e 13,50

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