Krieg ist, und jeder zahlt mit

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Dürfen Staaten, die nicht in der Lage sind, ihre Bevölkerung zu ernähren, Krieg führen? Die Frage beantwortet sich am Horn von Afrika selbst: Äthiopien und Eritrea führen Krieg. Den sinnlosesten aller Kriege, wie er oft genannt wird. Doch der Krieg am Horn ist nicht sinnloser als alle anderen Kriege. Denn nur vordergründig geht es um die kleine Savannenlandschaft im Südwesten Eritreas oder Nordwesten Äthiopiens - je nach Anspruch der Kriegsherren. Das zeigt die Fortdauer der Auseinandersetzung, nachdem die wirtschaftlich unbedeutende Region von Äthiopien schon lange erobert ist. Das beweist das Vorrücken der äthiopischen Offensive und die Bombardierung der eritreischen Hauptstadt am Montag dieser Woche, als Verhandlungsdelegationen gerade zu Friedensgesprächen zusammenkommen wollten.

Der Krieg am Horn ermöglicht den Regierenden, ihre Macht im eigenen Land zu festigen. War es zuerst Eritreas Präsident Isayas Afeworki, der sich mit dem Militärschlag eine Stärkung seiner Position erhoffte, ist es jetzt sein äthiopischer Kollege Meles Zenawi, der den Feind zum patriotischen Schulterschluss nützt und damit seine innenpolitischen Schwierigkeiten löst.

Darum muss die anfangs gestellte Frage anders formuliert werden: Warum können Staaten, die nicht in der Lage sind ihre Bevölkerung vor dem Hungertod zu bewahren, Krieg führen? Dieser Krieg ist unter anderem in dieser Weise möglich, weil Italien Militärmaschinen nach Eritrea geliefert und darüberhinaus zwischen 1999 und 2001 Beihilfen und zinsgünstige Kredite zugesagt hat. Fairerweise hat die italienische Regierung zuvor bereits ein Hilfsabkommen mit Äthiopien vereinbart.

Dieser Krieg ist möglich, weil Eritrea mehrere MIG 29 aus Russland erhalten hat, nachdem die Russen Kriegsgerät im Wert von 150 Millionen US-Dollar nach Äthiopien geliefert haben. Dass das von EU und Weltbank beschlossene Embargo bereits existierende Projekte nicht beeinträchtigt, sei auch erwähnt - unter anderem. All das andere, das diesen Krieg mitermöglicht kann hier nicht aufgezählt werden - es fehlt der Platz. Noch mehr aber fehlt der Platz, um das durch diesen Krieg verursachte Leid aufzuzählen. Und das ist das Sinnlose an allen Kriegen.

E-Mail: w.machreich@styria.com

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