"Lichter der Vorstadt": 3. Teil der Kaurismäki-Trilogie.
Er lebt in einer minimalistisch ausgestatteten Wohnung und arbeitet in einem menschenleeren Viertel in Helsinki; er bewegt sich nachts durch leere Räume und seine Kollegen machen sich nicht einmal die Mühe, sich an seinen Namen - Koistinen - zu erinnern. Selbst der Bankbeamte, bei dem er um einen Kredit ansucht, hat nur raue Worte in genervtem Tonfall für ihn übrig: Er werde sein Gesuch nicht einmal weiterleiten, Koistinen, ein Antragsteller ohne Bürge, solle gefälligst verschwinden.
Der Meister des Lakonisch-Melancholischen, der Finne Aki Kaurismäki, hat die wohl einsamste Figur dieser Welt kreiert: Einen Nachtwächter, der durch eine verroht-unterkühlte Szenerie wandelt und glaubt, endlich das Glück gefunden zu haben, als er auf eine geheimnisvolle Schönheit trifft.
Die sich jedoch als eine der grausamsten Femme fatales der Filmgeschichte entpuppt. Sie benutzt den armen Teufel nur: für ihren kriminellen Geldgeber erscheint der treue, "romantische Narr" als perfektes Opfer ...
Mit Lichter der Vorstadt geht die vielfach preisgekrönte Trilogie der Verluste zu Ende; nach Arbeits-(Wolken ziehen vorüber, 1996) und Obdachlosigkeit (Der Mann ohne Vergangenheit, 2002) thematisiert Kaurismäki nun den Verlust der sozialen Existenz: "Wie Chaplins schmächtiger Tramp, so sucht auch mein Held nur nach einem bescheidenen Platz an der Sonne. Doch es ist seltsam, je bescheidener seine Wünsche desto mehr Angreifer machen sich über ihn her."
Kaurismäkis Welt hat sich verändert: Er inszeniert erstmals in modernem, zynischem, kaltem Ambiente, einem Universum ohne Berührungen. Dem lakonischen Dialog und Humor blieb Kaurismäki jedoch treu. Unterstrichen wird die getrübte Atmosphäre durch reduziertes Spiel der Darsteller: ein minimalistisches Werk - was sich mit seinen 78 Minuten auch in seiner Kürze offenbart.
LICHTER DER VORSTADT - Laitakaupungin valot - FIN/D 2006. Regie: Aki Kaurismäki. Mit: Janne Hyytiäinen, Maria Heiskanen. Verleih: Stadtkino. 78 Min.
