Kult aus Aufbruchzeit

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"European 60s" heißt die Reihe, in der der Sender 3sat Kultfilme der sechziger Jahre präsentiert.

Als Kultursender versteht sich 3sat seit jeher. Das gilt erst recht für Cineasten, die sich beim gemeinsamen Satellitenprogramm der Öffentlich-rechtlichen des deutschen Sprachraums gut aufgehoben fühlen dürfen.

So konnten Feinschmecker letzten Sonntag - leider zu mehr als nachtschlafener Zeit - Der Shootist, den letzten John Wayne-Film, ein spätes Glanzstück des Western-Genres aus dem Jahre 1979 genießen.

Kultfilme - nicht aus dem Wilden Westen, sondern aus dem wilden jungen Europa der sechziger Jahre - bilden das cineastische Jahresprogramm 2002, das 3sat am 7. Februar um 20 Uhr 15 mit Roman Polanskis erstem Spielfim, Das Messer im Wasser, den der damals 28-jährige Regisseur 1961 in Polen drehte, einläutet. "Nicht versöhnt", das Monatsmotto der Reihe im Februar, passt perfekt auf jenes frühe Polanski-Opus, das den suggestiven Kampf zweier ungleicher Männer um die Gunst einer Frau ebenso thematisiert wie das Aufbegehren einer Generation gegen Spießbürgertum und autoritäre Gesellschaftsformen: Polanskis Kritik an der scheinsozialistischen Gesellschaft Polens erregte im Westen große Aufmerksamkeit - 1962 gewann Das Messer im Wasser den Preis der internationalen Filmkritik in Venedig und wurde in Hollywood für den Auslands-Oscar nominiert.

Nicht versöhnt ist auch selbst der Titel eines richtungsweisenden Film von Jean-Marie Straub (BRD 1965) über die Lebensgeschichten dreier Generationen, die durch NS-Zeit und Wiederaufbau gegangen sind (22. Februar, 23 Uhr 30). Ein Highlight der Februar-Kultfilme (Bernardo Bertoluccis Strategie der Spinne, 19. Februar, 22 Uhr 25, einer virtuosen Entmythologisierung des italienischen Widerstands gegen den Faschismus), weist schon auf den März-Schwerpunkt der Reihe hin, wo "Cinema d'innivazione", also das Neuland des italienischen Films der sechziger Jahre auf dem Programm steht: Pier Paolo Pasolini (Mamma Roma, 5. März 22 Uhr 25), Federico Fellini (Achteinhalb, 12. März, 22 Uhr 25), Michelangelo Antonioni (La notte, 19. März, 22 Uhr 25) und am Karfreitag noch einmal Pasolini (Das 1. Evangelium - Matthäus, 29. März, 20 Uhr 15) stehen für eine der fruchtbarsten Perioden des italienischen Films.

Mehr als 40 Filme zeigt 3sat in dieser Reihe "European 60s - Kultfilme der Sechziger", die mit November 2002 endet. Durch eine Kooperation mit dem Fimfestival Berlinale und dem Deutschen Filmmuseum werden die Leinwandereignisse nicht nur dem 3sat-Publikum, sondern auch in Berlin in einer Retrospektive im Kino gezeigt. Als "gemeinsames Signal für die Bedeutung und den Erhalt des europäischen Kinos" will sich das Unternehmen verstanden wissen.

Im April heißt es bei "European 60s" "Frauen führen Regie". Die Themen der beiden Monate danach sind Jahrestagen gewidmet: Vor 40 Jahren schrieben 26 deutsche Filmemacher im Oberhausener Manifest: "Der alte Fim ist tot. Wir glauben an den neuen": Die europäischen Kultfilme im Mai setzen sich mit dieser Stilrichtung auseinander.

Am 10. Juni jährt sich der Todestag Rainer Werner Fassbinders zum 20. Mal - wichtige Filme des Enfant terrible unter den deutschen Regisseuren stehen in diesem Monat auf 3sat-Kultfim-Programm.

Im Sommer geht es unter dem Thema "Anders erzählen" (Eric Rohmer, Jean Luc Godard, Peter Kubelka) um ästhetetische Gegenentwürfe zum traditionellen Kino sowie um "Klassenverhältnisse", die filmische Gesellschaftskritik junger britischer Regisseure.

"Marx und Coca-Cola", der Schwerpunkt im September, thematisiert den Protest und die Verweigerung der europäischen Jugend in Ost und West (unter anderem von István Szabó).

"Liebe" und Leidenschaft heißt es im Oktober, unter anderem werden Filme von Milos Forman oder Claude Chabrol gezeigt, und mit dem Monatsthema "Rebellion" - gemeint ist das Genre Gesellschaftssatire - endet die Reihe im November.

Das jeweils aktuelle Programm der Reihe "European 60s" ist im Internet zu finden unter: www.3sat.de

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