Kulturgut Fernsehfilm

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RTR-GmbH vergibt seit Anfang 2004 neue Fernsehfilmförderung der Bundesregierung.

Weihnachtslust statt Weihnachtsfrust? Die Business-Frau Katrin hat eine Xmas-Phobie - sie versucht also, dem Trubel ein Schnippchen zu schlagen, und gerät an den chaotischen Journalisten und Koch Max - den seinerseits eine Kuss-Phobie auszeichnet - und seinen Hund Kurt: Letzterer ist der Wichtigste, denn der Vierbeiner soll Katrin dabei helfen, allem Feiern im Schoß der Familie zu entrinnen, hat doch ihr Herr Papa wegen Allergie auch eine arge Phobie, und zwar vor Hunden. Doch vieles gerät in "Der Weihnachtshund", der Verfilmung von Daniel Glattauers gleichnamigen Roman, aus dem Ruder...

Mehr als eine Million Zuschauer verfolgten am 8. Dezember auf ORF 2 die turbulent-skurrile Weihnachtskomödie, die vom Filmemacher Michael Keusch in Szene gesetzt wurde - eine Koproduktion der Film-Firma Cult mit ORF und ZDF, gefördert vom Fernsehfilmförderungsfonds der bei der Rundfunk- und Telekom-Regulierungs-GmbH (RTR) eingerichtet wurde.

Neue Filmförderung

"Der Weihnachtshund" ist einer der ersten Nutznießer dieser neuen Art der (Fernseh-) Filmförderung: Seit Anfang des Jahres betreut die RTR diesen auf Initiative von Staatssekretär Franz Morak eingerichteten Fonds, der mit insgesamt 7,5 Millionen Euro dotiert ist. Geld dafür kommt aus den Radio- und Fernsehgebühren, die gleichzeitig mit den ORF-Gebühren eingehoben werden und im Finanzministerium landen. Über die Vergabe der Mittel entscheidet RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl, nachdem ein fünfköpfiger Fachbeirat Empfehlungen ausgesprochen hat.

Zum Abschluss des ersten Fernsehfilmförderungs-Jahres durch die RTR- zieht Grinschgl eine überaus positive Bilanz: Ein in seiner Dimension noch gar nicht endgültig auszumachender "Österreich"-Effekt sei durch die Neuordnung der Förderung erreicht worden. Jedenfalls 25 Millionen Euro ausländischer Finanzmittel werden da in österreichische Filmproduktionen gesteckt, so die "vorsichtige" Schätzung Grinschgls, außerdem werde gut die Hälfte der Produktionsvolumina im Land bleiben.

Die "Marke Österreich" auch in der Filmbranche zu halten, ist eines der Ziele der Fernsehfilmförderung. Dabei ist es unerlässlich, nachhaltig in die Branche zu investieren, die es nicht leicht hat: Österreichische Filmproduktions-Firmen stehen fast ausschließlich im Eigentum der Firmengründer oder Geschäftsführer. Es handelt sich dabei um eigenständige, meist sehr kleine Unternehmen, die vom größten Auftraggeber für (Fernseh-)Filme im Land, dem ORF, wirtschaftlich abhängig sind. Diese Abhängigkeit zu reduzieren und so die Existenz der Unternehmen zu sichern, stellt eine der Aufgaben der Fernsehfilmförderung dar.

Ein kritischer Punkt, so Alfred Grinschgl, ist dabei die Frage des so genannten "Rechterückfalls": Damit ist gemeint, dass nach einem bestimmten Zeitraum die Übertragungsrechte vom ORF oder TV-Sendern wieder zurück an den Produzenten gehen. Hier herrscht noch Handlungsbedarf. Grinschgl: "Das Bewusstsein ist da noch nicht wirklich ausgeprägt, das ist aber nicht nur in Österreich so." Aufgabe der Förderung sei es daher, "den Produzenten auch hier den Rücken zu stärken und zu helfen, einen eigenen Rechtestock als Grundlage zukünftiger Verwertungen und Geschäftstätigkeit aufzubauen". Die RTR hat bereits die Förderrichtlinien in diesem Sinn adaptiert. Das Ziel: Spätestens nach sieben Jahren sollen die Rechte vom TV-Sender wieder an die Produzenten zurückfallen.

Fernsehen als Film-Medium

Europaweit gilt, dass nationale Filmproduktionen heute aufs Fernsehen angewiesen sind. Auch in den Nachspännen europäischer Kinofilme kann man lesen, dass unter den Produzenten fast immer TV-Anstalten mit von der Partie sind. In Österreich ist das nicht anders, im Gegenteil: Ein kleines Land muss noch mehr aufs Fernsehen als Verbreitungsmedium seiner Filme setzen.

Bei der Beteiligung der Fernsehanstalten an den geförderten Produktionen kommt naturgemäß dem ORF eine tragende Rolle zu, an 14 geförderten Produktionen sind öffentlich-rechtliche Sender aus Deutschland beteiligt (ARD, ZDF, ARTE, Bayerischer Rundfunk, WDR ...). Aber auch Produktionen für ATVplus und den deutschen Privatsender SAT.1 erhielten Geldmittel aus dem Fördertopf.

Mainstream und Kritisches

Unter den Produzenten sind arrivierte "Österreicher" ebenso wie junge Filmemacher. Neben der beschriebenen Cult-Produktion "Der Weihnachtshund", kamen auch die WEGA-Film ("Geierwally") oder die Lisa-Film, die für die ZDF/ORF Erfolgs-Koproduktion "Weißblaue Geschichten" vollständig in Österreich drehte (Sendetermin: 31. Dezember, ZDF), zum Zug. Auch Reinhard Schwabenitzkys "Starfilm" wurde für sein gemeinsam mit der deutschen "Moovie- the art of entertainment" in Wien und Salzburg realisiertes Großprojekt "Die Patriarchin" (Budget: 6 Millionen Euro!) gefördert. Die von den Jungfilmerinnen Barbara Albert und Jessica Hausner betriebene Produktionsfirma coop99 erhielt Mittel für den Spielfilm "Der Schläfer", bei dem es um private und politische Verwicklungen zweier Wissenschaftler und einer Bedienung geht.

Die Fernsehfilmförderung hat so auch einen mehr als positiven Effekt auf filmische Zusammenarbeit mit dem Ausland. Vor allem deutsches Publikum ist österreichischen Themen und Kolorit zugänglich, kein Zufall, dass "Die Hengstparade", ein Film mit Publikumsliebling Christiane Hörbiger in der Hauptrolle (Koproduktion Wega-Film/Ziegler Film/D für ARD & ORF) zu den geförderten Produktionen zählt. Unter Federführung der österreichischen Produktionsfirma coop99 kann dank der Unterstützung durch den Fonds die Produktion "Der Schläfer" in Deutschland realisiert werden.

Das Spektrum der geförderten Fernsehfilme ist breit, Mainstream-TV gehört ebenso dazu wie kritische Produktionen. Letztere sind vor allem unter den zahlreichen Dokumentationen zu finden, die Mittel aus dem Fernsehfilmförderungsfonds erhalten haben. Dazu zählt der am 5. Dezember im ORF ausgestrahlte Dokumentarfilm "Cornelius Kolig - Eros und Tabu" (Produktion: Medienwerkstatt), der den Künstler und sein umstrittenes Werk auf unkomplizierte Weise darstellt. Ein anderes Beispiel ist die "Psychologie der Gewaltfreiheit", wo der Filmemacher und Produzent Petrus van der Let israelische und palästinensische Jugendliche bei gemeinsamen Outdoor-Aktivitäten in Kärnten begleitet hat.

Doch auch beim Genre Dokumentarfilm wurde auf Publikumswirksamkeit gesetzt: Die vom Fonds geförderte "Universum"-Folge "Die Ringstraße - Hinter den Fassaden" (die Ausstrahlung war am 10.Juni 2004 in ORF 2) versuchte das sperrige Thema archtitektonischer Meisterleistungen an der Wiener Prachtstraße über menschliche Schicksale und einen Starmoderator - Maximilian Schell - dem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Österreichische Filmzukunft

Das Jahr eins des Fernsehfilmförderungsfonds stellt sich aus Sicht der RTR-GmbH als vielversprechender Schritt in eine "österreichische" Filmzukunft dar. Von Anfang an kooperierte man bei der RTR-GmbH dabei mit anderen Filmförder-Einrichtungen wie dem Österreichischen Filminstitut (ÖFI) oder dem Filmfonds Wien (FFW) und den Fördereinrichtungen der anderen Bundesländer.

Für RTR-GmbH-Geschäftsführer Alfred Grinschgl stellt diese Zusammenarbeit eine Voraussetzung für professionelle Fördertätigkeit dar. Und er betont, dass es sich beim Fernsehfilmförderungsfonds "nicht um Geschenke, um Almosen an notleidende Produzenten" handelt. Grinschgl versteht seine Aufgabe darin, den Medienstandort Österreich über starke Filmproduzenten zu stärken". Grinschgl: "Wir wollen Österreichs Kulturgut fördern. Das kann und soll auch über den österreichischen Film geschehen."

INFOS IM INTERNET:

http://www.rtr.at/web.nsf/deutsch/

Foerderungen_Fernsehfilmfoerderung

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