Kurz gehaltene Werkschau des heimischen Films

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Oscarnominierungen, Auszeichnungen in großer Zahl fürs Filmland Österreich: Anachronistisch, dass die Diagonale, die Visitenkarte für den heimischen Film, über Budgetkürzungen klagt.

Nicht alles läuft bei der Diagonale so rund, wie beim österreichischen Film: Zahlreiche Oscarnominierungen und Auszeichnungen dort, aber wenig Enthusiasmus, die finanzielle Würdigung der jährlichen Werkschau in Graz (16. bis 21. März) betreffend: Dieses Jahr muss Intendantin Barbara Pichler mit Budgetkürzungen leben. Und das just in einer Situation, in der die Fördermittel allgemein aufgestockt werden (dem Österreichischen Filminstitut ÖFI stehen heuer etwa eine Million Euro mehr zur Verfügung, vgl. Seite 22/23 dieser FURCHE), und obwohl die Diagonale als wichtigstes Aushängeschild für das heimische Filmschaffen gilt, auch international: Alljährlich kommen zahlreich internationale Journalisten, Filmprofis und Branchenkenner nach Graz, um Österreichs aktuellste Produktionen zu begutachten und vom effizienten Netzwerk zu profitieren.

„Leider wurde unser Budget vom ÖFI heuer leicht gekürzt“, so Pichler: „Wir hoffen, dass sich das im nächsten Jahr wieder ändern wird.“ In Wahrheit bräuchte die Diagonale mehr Mittel als bisher: „Wir haben zwei ‚Problemfelder‘ mit denen wir besonders kämpfen: Einerseits die Umbrüche in der Kinotechnik, die eine unverhältnismäßige und von uns nicht beeinflussbare Kostensteigerung im Bereich der Ausstattung unserer Spielstätten nach sich ziehen; andererseits der Wunsch nach einer nachhaltigeren Arbeit und damit nach einer Tätigkeit auch während des Jahres und über die Festivalwoche hinaus. Da gibt es immer wieder Projektanfragen an uns.“ Beide Bereiche würden finanzielle Mittel erfordern, die im Moment nicht wirklich vorhanden sind, so Pichler. „Rund 110.000 Euro mehr würden die Situation merklich entspannen.“

Gerade für die Diagonale-Tätigkeit unterm Jahr (etwa die nachhaltige Verbreitung von Diagonale-Filmen in Bundesländer-Kinos) sollte eine Budgetaufstockung aber selbstverständlich sein: Immerhin hatte Kulturministerin Claudia Schmied Ende Februar die Wichtigkeit von kleineren Programmkinos gepriesen, die „mit ihren zusätzlichen Präsentationsmöglichkeiten und Vermittlungsaktivitäten eine wichtige Plattform für den österreichischen Film“ bildeten. Die Ministerin will diese „zentrale Funktion für die österreichische Filmbranche“ als Schwerpunkt im Regierungsprogramm verankert sehen. Das entspräche auch dem Ziel der EU, die „die kulturelle Vielfalt durch bestmögliche Verbreitung nationaler und europäischer Filme“ gewährleistet sehen will. Freilich: Die in Aussicht gestellte Anhebung der Förderung für Programmkinos fällt denkbar mager aus: Das Budget soll von 22.000 auf 35.000 Euro angehoben werden.

Barbara Pichler erinnert sich unterdessen an bessere Zeiten: „Wenn die Diagonale irgendwann wieder eine ganze Woche dauern und wieder am Montag beginnen soll, was angesichts der Fülle des Angebots wünschenswert wäre, dann müssten es aus derzeitiger Perspektive wohl eher an die 180.000 Euro sein.“

Das Festival ist „breiter“ aufgestellt

Trotz der Budgetnöte verfolgt Pichler konsequent ihr Vorhaben, das Festival „breiter“ aufzustellen, unter anderem durch die in ihrem ersten Jahr als Intendantin eingeführte neue Programmreihe „Spektrum“, in der so genannte „minoritäre Koproduktionen“ gezeigt werden, also Koproduktionen mit österreichischer Beteiligung. „Heuer ist diese Programmsektion bereits deutlich gewachsen und wirklich sehr interessant“, resümiert Pichler. „Breiter“ ist das Programm aber auch durch einen internationalen Gast, dieses Jahr der deutsche Film-Künstler Romuald Karmakar, der in Graz seinen neuen Film „Villalobos“ präsentieren wird. In seiner Programmierung lässt sich das Festival auch nicht beirren, künstlerisch und öffentlichkeitswirksam möglichst groß aufzutreten: Rund 460 Einreichungen gab es heuer, „auffallend mehr Dokumentarfilme, und insgesamt immer längere Werke“, so Pichler.

Neben der umfangreichen Werkschau für Karmakar widmet sich die Diagonale in einer Personale dem Filmemacher Peter Schreiner, einem der „bedeutendsten österreichischen Filmschaffenden der Nachkriegszeit – gleichzeitig einer der am wenigsten bekannten.“ Neben seinen aktuellen Erfolgen „Totó“ und „Bellavista“ umfasst die Würdigung seines eigenwilligen Werkes auch weiter zurückliegende Produktionen wie zum Beispiel „Kinderfilm“.

Ein medienwirksamer Coup ist der Diagonale dieses Jahr mit dem „Großen Diagonale Schauspielpreis“ gelungen, der gleich zu Beginn des Festivals verliehen wird: Klaus Maria Brandauer, nicht gerade für seine Liebe zur Öffentlichkeit und Presse bekannt, hat zugesagt, diese Ehrung persönlich in Graz in Empfang zu nehmen.

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