Leibhaftige Altherrenwitze

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Otto Friedrich über Medien in der Krise

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Otto Friedrich über Medien in der Krise

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Wir wollen das Klischee von den „weißen alten Männern“ natürlich nicht in den Mund nehmen. Aber hin und wieder verschlägt es auch unsereinen beim Zappen zu einem Kanal, der sich für einen Nachrichtensender hält – und man findet sich drei eher korpulenten Herren gegenüber, Best Ager zweifellos, die fürs p.t. Publikum die neueste Chronique scandaleuse rund ums Ibiza-Video aufbereiten. Der eine Magazin-, Tageszeitungs- und eben 24-Stunden-Logorrhoe-TV-Gründer, neben ihm sein Chefredakteur, der, weil er vor Jahresfrist sogar dem Dichand-Reich zu tief war, nun eben beim noch tieferen Konkurrenten werkt, und dann noch ein Experte fürs akribisch aufzudeckende Geschehen.

Wer nun glaubte, hier ging es um die Umtriebe eines Alt- bzw. Neo-Parteichefs und dessen Gelüste, Österreich an solvente Oligarch(inn)en zu verscherbeln, sah sich arg getäuscht. Denn die älteren Herren zerrissen sich ihre Münder nicht über den sich gerade als Phönix aus der Asche gerierenden Politiker, sondern über die vermeintliche Oligarchennichte des Videos, nach der – aufgrund welchen Ratschlusses auch immer – von der Polizei landauf, landab per Foto gefahndet wird, obwohl nicht einmal klar ist, ob sich die Gesuchte einer Straftat schuldig gemacht haben könnte.

Die Herren Fellner, Schmitt und ihr Gast waren sich nicht zu gut, als leibhaftige Altherrenwitze zu posieren und der falschen Nichte gleich Anrüchiges zuzusprechen: Von ihrer Beschäftigung als „Escort“ war permanent die Rede, als ob derartige „Qualifizierung“ irgendetwas an der politischen (nicht juridisch zu ahndenden!) Untat des nachmaligen Vizekanzlers änderte. Wir fühlten den Geifer aus der illustren Runde nur so tropfen – auch wenn die gnädigen Herren sich realiter dann doch zurückgehalten haben.

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