Immer ist nie: "Yashas Vater" von Judith de Beer.

19451960198020002020

Unser Lektorix des Monats.

19451960198020002020

Unser Lektorix des Monats.

Werbung
Werbung
Werbung

Erst, dann, danach - drei Wörter für drei Zeitabschnitte, in die der fünfjährige Yasha sein bisheriges Leben teilt. Erst: das ist die gemeinsame Zeit mit seiner Mutter, seiner Schwester Anne und seinem Vater Wieger. Sein Vater, an dessen Rücken sich Yasha beim Radfahren kuscheln kann und der viel über die Sterne weiß.

Doch eines Morgens tritt ein, was mit dem Wort dann umschrieben wird: "Wieger konnte einfach plötzlich nicht mehr atmen und dann hörte sein Herz auf zu schlagen." In kurzen, fast lyrischen Abschnitten erzählt Judith de Beer von den verschiedenen Etappen des Abschiednehmens, vom letzten Besuch beim toten Vater, der "noch ganz Wieger ist", vom Begräbnis, bei dem der Opa das Kaddisch spricht und alle einen Stein auf den Sarg legen.

Das Eingebundensein der norwegischen Familie in den jüdischen Glauben ist selbstverständlicher Erzählbestandteil und wird im übrigen nicht weiter hervorgehoben.

"Wenn Wieger nie wieder lebendig wird und für immer tot ist, dann ist immer dasselbe wie nie", sagt Yasha. Danach ist alles anders und doch findet die Familie Wege, den Vater und die Erinnerung an ihn als integrativen Bestandteil zu bewahren. Gemeinsam schreiben sie alles auf, um es nicht zu vergessen. Sie sammeln miteinander neue Erinnerungen, bei denen Wieger nicht mehr dabei und trotzdem präsent ist, für später. In schlichter und umso eindrucksvollerer Sprache wird erzählt, wie dieses Danach sein kann, an einigen ausgewählten Textstellen begleitet von Marion Goedelts einfachen Tuschzeichnungen, die in ihrer Kratzigkeit die Traurigkeit spürbar werden lassen.

Yashas Vater

Von Judith de Beer. Ill. v. Marion Goedelt. Aus d. Niederländ. v. Andrea Kluitmann. Sauerländer, Düsseldorf 2004, 87 Seiten, geb., e 10,90

Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHE

Hinweis:

Kinder- und Jugendbücher können beim Thema Sterben - Tod - Trauer das Nicht-Begreifen-Können nicht aufheben, sie können aber wohl Hilfestellungen geben, um Fragen nach dem Tod und seinem Warum zu verbalisieren und Möglichkeiten der Trauerarbeit anzusprechen.

Eine kommentierte Bücherliste unter dem Titel "Deine Nähe spür ich noch ..." ist von der STUBE herausgegeben worden: Bestellungen unter www.stube.at zum Preis von e 4,- (exkl. Versand).

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung