Liebe: kein Mittel zum Zweck

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In "Tuyas Hochzeit" sucht eine Hirtin aus der mongolischen Steppe ihren Weg im Spannungsfeld von Liebe, Tradition und Gesellschaft.

Zwei Kinder, gesundheitliche Probleme und ein arbeitsunfähiger Mann im Haus - so sieht die Realität der mongolischen Hirtin Tuya aus. Die junge Frau fällt daher eine folgenschwere Entscheidung: Zur Absicherung ihrer Existenz, will sie sich scheiden lassen und einen wohlhabenden Mann heiraten. Allerdings stellt sie eine ungewöhnliche Bedingung an ihren Gatten in spe: Er muss sich auch um die Versorgung ihres behinderten Ehemanns kümmern - ein Lackmus-Test für die wahren Gefühle ihrer Freier.

Als "stillen, aber kraftvollen Film über eine Frau, die noch einmal von vorn beginnen möchte", würdigte der Jurypräsident der diesjährigen Berlinale, US-Regisseur Paul Schrader, das in der mongolischen Steppe gedrehte Liebesdrama.

Tatsächlich verdankt es Filmemacher Wang Quan'an in erster Linie den beiden erwähnten Elementen, dass er mit dem "Goldenen Bären" im Gepäck in seine chinesische Heimat zurückreisen konnte: Dem lakonisch reduzierten Erzählstil und den archaisch ausdrucksstarken Bildkompositionen, die den optischen Rahmen für die emotionsgeladene Handlung bilden. Schnörkellos und ohne Pomp stellt Quan'an sein größtenteils aus Laiendarstellern gecastetes Ensemble in jenen geografischen Bezugsrahmen, der auch ihre soziale Situation widerspiegelt: triste Weiten, karge Landschaften und raues Klima.

Eingebettet in diese Szenerie konfrontiert Quan'an die Zuseher nicht nur mit einer gegen kulturelle und örtliche Widrigkeiten kämpfenden jungen Frau, sondern verknüpft deren Schicksal auch gleich mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen - chinesische Ein-Kind-Politik und das Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne inklusive.

Für das an Blitzschnittgewitter gewohnte Blockbuster-Auge mag die eine oder andere Kameraeinstellung ein wenig statisch, manche Szene bühnenhaft konstruiert erscheinen.

Was den ungewöhnlichen Film letztlich zu einer großen Entdeckung des heurigen Kinojahres macht, ist ohnehin weniger seine Verpackung als die Botschaft, die er transportiert: Liebe ist kein Mittel zum Zweck.

TUYAS HOCHZEIT - Tuya de hunshi

China 2006. Regie: Wang Quan'an. Mit Yu Nan, Bater, Baolier, Zhaya.

Verleih: Filmladen; 96 Min.

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