Loblied auf das zweite Leben

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Die Pension als Beginn von Lebensfreude und Genuss: Der Tscheche Jan Sverák behandelt in "Leergut" mit subtilem Humor die Themen Alter und Tod.

Was macht ein in die Jahre gekommener Lehrer, der zwar mit seinem Beruf aber noch lange nicht mit seinem Leben abgeschlossen hat? Wenn er Josef heißt, 65 Jahre alt ist und Protagonist in der romantischen Komödie "Leergut", lautet die Antwort: Er beginnt ein "zweites Leben" als Aushilfskraft in einem Supermarkt und lebt in seinen Träumen erotische Abenteuer mit jungen Frauen in Strapsen aus.

Immer mehr Regisseure setzen sich derzeit mit dem Thema Altern auseinander. Romantisch-dramatisch wie in Sarah Polleys "An ihrer Seite", skurril-leichtfüßig wie in Rob Reiners "Das Beste kommt zum Schluss" oder wie nun Jan Sverák in seinem aktuellen Werk: Ohne übertriebene Zuspitzungen und dramaturgische Kniffe vermittelt er auf schlichte, aber humorvolle Weise das Lebensgefühl eines alternden Mannes, der sein häusliches Rentner-Refugium gegen eine karge Supermarkt-Lagerhalle tauscht und dort Liebesengel für seine Mitmenschen spielt. Mit der Wandlung vom griesgrämigen Alten zum lebenslustigen "Mc Jobber" mit erotischen Fantasien setzt Sverák quasi den Schlusspunkt einer Film-Trilogie, die er 1991 mit dem Werk "Volksschule" aus der Taufe gehoben und 1996 mit "Kolja" oscarprämiert (Bester ausländischer Film) fortgesetzt hat. Am Ende seines filmischen "Lebensalter"-Reigens steht nun, was der Regisseur als die "größte menschliche Herausforderung auf den letzten Metern des Lebens" bezeichnet: Die "Versöhnung" mit dem Alter und dem Tod.

Einen Kontrapunkt zu dem erfrischend und inspirierend gestalteten "Aussöhnungs-Prozess" seines Leinwand-Helden setzt der auf Komödien spezialisierte tschechische Regisseur bei der visuellen Umsetzung: Fernsehspielartig inszeniert bewegt sich die Kamera monoton und unaufgeregt von einer halbtotalen Einstellung zur nächsten. Dass trotz dieses ästhetischen Minimalismus die sympathische Komödie nie altersmüde wirkt, ist dem subtilen Humor und dem Schauspieler-Ensemble zu verdanken.

Leergut - Vratné Lahve

CZ 2007. Regie: Jan Sverák. Mit Zdenek Sverák, Daniela Kolárová, Tatiana Vilhelmová, Pavel Landovský. Verleih: Polyfilm. 103 Min.

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