Der französische Radiosender "Eur@dioNantes" verbreitet den Europagedanken und ist zugleich eine internationale Schule für Radiojournalisten.
Das Internet ist für das Medium Radio zu einem wichtigen Verbreitungsweg geworden, vor allem seit es flächendeckende Breitband-Zugänge gibt. Die so genannte "Streaming"-Technologie macht es möglich, Radiosender aus aller Welt via Heim-PC in einigermaßen guter Qualität überall auf der Welt zu empfangen, auch wenn diese in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet nur lokal beschränkt sind.
Die Verbindung von Live-Radio und Online-Streaming brachte die französische Radiojournalistin Laurence Aubron 2005 auf eine Idee: Ihr schwebte ein "lokales internationales" Radio vor, das zum Ziel hatte, die lokalen Nachrichten in Zusammenhang mit dem Alltag und der Kultur anderer europäischer Länder zu verknüpfen. "Damals gab es in Frankreich die Debatte um die französische Volksabstimmung zur EU-Verfassung", erinnert sich Aubron. "Ich träumte schon immer von einem resolut europäischen Medium."
Zugleich sollte der Sender auch als Ausbildungsstätte für angehende Radiojournalisten dienen, die vor dem Hintergrund des Europagedankens ihren Beruf im Kontext der europäischen Öffnung erlernen können.
Sender und Schule
Seit Mai 2007 sendet nun Eur@dioNantes in der Stadt Nantes im Westen Frankreichs auf der FM-Frequenz 101,3 und zusätzlich via Internet auf www.euradionantes.eu. Neu bei diesem Konzept sind auch die Redaktionsmitglieder, die sich aus Journalismusstudenten aus verschiedenen EU-Ländern zusammensetzen. Bei Eur@dioNantes arbeiten (und lernen) derzeit Studenten aus Rumänien, Schweden, Ungarn, Griechenland, Frankreich, Spanien und Deutschland.
Das Programm ist mehrsprachig, ebenso die Website, die als Zusatznutzen für die Hörer auch Podcasts (als Dateien abrufbare Radiobeiträge), ein Forum und Blogs bereithält. Pressesprecher Gael Deguingand: "Unser junges Redaktionsteam wird von erfahrenen französischen Journalisten betreut. Während mehrerer Monate müssen diese Journalistenlehrlinge lokale Informationen zu europäischen Informationen verarbeiten. Ihr Auftrag: Die lokalen Wirklichkeiten erfassen und sie mit weiteren Gegebenheiten gegenüberstellen, damit neue Sichtweisen vorgestellt und unter kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen, politischen Aspekten erforscht werden.
Die jungen Journalismusstudierenden kommen auf diese Art in den Genuss einer einzigartigen Ausbildung und fangen ihre Professionalisierung in einem dynamischen, konkreten, europäischen Umfeld an". Am Ende stehe das Ziel, mit den gestalteten Sendungen ein "gemeinschaftliches europäisches Bewusstsein" zu fördern. Eur@dioNantes möchte zeigen, dass man Europa im Alltag erleben kann und dass die Bürger und Bürgerinnen Europas viel miteinander zu teilen haben", so Deguingand. "Mich ärgert, dass viele Medien konsequent Themen von europäischer Dimension aussparen. Wir sind alle Europäer und sollten das daher auch ausleben", so Laurence Aubron. "Unser Radio wird nicht von verschiedenen Nationen gemacht, sondern von jungen Leuten". Dieser Zugang ist jedenfalls erfrischend.
Grenzenloses Radio
Getragen wird das Projekt von dem eigens dafür gegründeten Verein "Association Radio Européenne Nantaise", als dessen Pate Jérome Clement, der französische Chef des TV-Senders Arte, fungiert. Gesendet werden interessante Reportagen, aber auch Presseschauen und Beiträge, die zu Themenschwerpunkten zusammengefasst werden. Die Studenten diskutieren über lokale Informationen aus Nantes und schlagen dann eine Brücke zu ähnlichen Themen in ihren jeweiligen Herkunftsländern. Wie werden gleiche Probleme woanders gelöst? So wird Europa plötzlich im Programm spürbar.
Ein kleiner Schönheitsfehler: Eur@adioNantes ist eigentlich ein Vorzeigeprojekt für europäisches Denken und Handeln, das jedoch bisher nicht die Unterstützung der EU erhielt. Finanzielle Mittel kommen derweil nur von der Stadt Nantes, der Regional- und Departementsverwaltung sowie vom französischen Europaministerium.
Junge Radiomacher und Studenten haben die Möglichkeit, sich bei Eur@dioNantes zu bewerben, sollten dazu aber sehr gut Französisch sprechen. Die dazu nötigen Unterlagen können von www.euradionantes.eu heruntergeladen werden.
