Marlon Brando lebt!

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Nach Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit will ein in die Jahre gekommener Einbrecher noch einen großen Coup durchführen und dann endgültig aufhören. Über weite Strecken des Filmes wird detailliert die Planung und Vorbereitung des immer riskanter werdenden Einbruchs geschildert. Die für einen Film dieses Genres ungewöhnlich ruhigen und geradezu lyrisch ausgeleuchteten Bilder aus der Welt der Gentlemanverbrecher und die Lust an technischen Details zeichnen den Film aus, sind aber leider in einen Plot eingeordnet, der oft wenig überraschenden Erzählkonventionen folgt. Im Gegensatz zu manch anderer Produktion der letzten Zeit jedoch kein Film, in dem Robert DeNiro sein Können vergeudet. Ab 14.

Kaum einem Handwerk dürften Spielfilme soviel Aufmerksamkeit geschenkt haben, wie dem Knacken eines Safes. In einem wunderbaren Vorspann widmet sich auch "The Score" diesem Thema und lässt Robert DeNiro mit bekanntem und unbekannterem Werkzeug nach allen Regeln der Kunst ein wertvolles Geschmeide entwenden. Auch was den Eingangsszenen folgt, kreist vor allem um das Handwerk der Einbrecher: Wie plant man einen schwierigen Einbruch, wem kann man dabei vertrauen und was tut man, wenn sich die Bedingungen verändern. In klassischer Manier handelt es sich dabei um ein reines Männergewerbe. Zwei der Hauptrollen sind mit DeNiro als Nick, Marlon Brando als seinem Kompagnon und Auftraggeber Max hochkarätig besetzt und auch Edward Norton macht als noch nicht ganz so professioneller Nachwuchsprofi Jack einen guten Eindruck.

Zwischen den Männern kommt es zu Misstrauen und Rivalitäten - Jack will unbedingt seinen Plan durchziehen und nimmt es Nick übel, dass dieser mehr Erfahrung und daher das Sagen hat, Max versucht zu vermitteln, da es für ihn sehr wichtig ist, das Geld zu verdienen, während Nick seinen Partnern bis zum Schluss nicht vertraut. Diese Spannungen werden in stimmigen Dialogen und Szenen ausagiert. Bis hierher bietet der Gangsterfilm eine zwar nicht originelle, aber auf hohem Niveau verfilmte Geschichte. Neben dem Schauspiel tragen auch die Kameraarbeit und die mit ästhetischem Bedacht gewählten Drehorte zum Genuss bei: Der Jazzclub etwa, in dem Nick immer wieder an einem anderen Ort sitzend seine Besucher erwartet, hat Innenwände aus rotem Backstein, auf die durch die hochgelegen Fenster nur wenig Tageslicht fällt; oder wenn der mit einer Champagnerflasche bewaffnete Max sich in seinem luxuriösen Haus in ein nicht fertiges Schwimmbad im Keller zurückzieht.

Neben dem langsamen und subtilen Spannungsaufbau gibt es aber auch noch völlig überflüssige Momente. Vermutlich um auf dem Filmplakat auch mit dem Namen einer Frau werben zu können, wird Angela Basset als Nicks Freundin in einer völlig nichtssagenden Rolle eingeführt. Die Betonung, dass es sich hier um einen letzten Einbruch handelt, und dass sich Nick danach mit einer Frau an seiner Seite endgültig demlegalen Teil seines Lebens als Besitzer eines Jazzclubs widmen will, macht Nicks Charakter zu offensichtlich. Überhaupt gerät der Plot, dessen Stärke in der Darstellung der technisch detaillierten Vorbereitung und Durchführung eines Einbruchs liegt, an vielen Stellen in allzubekannte und vorhersehbare Konstellationen. Die sublime Erotik, die von einem handwerklich perfekt durchgeführten Einbruch ausgeht und das Risiko des tatsächlichen Ausgangs werden so in ein simpel gegliedertes Bedeutungsgerüst eingeordnet und verlieren dadurch ihre Offenheit.

USA 2001 - Produktion: Mandalay Pictures/Paramount Pictures - Produzent: Gary Foster, Lee Rich - Verleih: Constantin - Länge: 123 Min. - Regie: Frank Oz - Buch: Kario Salem, Lem Dobbs, Scott Marshall Smith - Kamera: Rob Hahn - Schnitt: Richard Pearson - Musik: Howard Shore - Darsteller: Robert DeNiro, Edward Norton, Marlon Brando, Angela Bassett - BBWK: noch offen - Prädikat: noch offen

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