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Die für Weihnachten geplante Landung auf dem Roten Planeten kommt den beiden neuen Wissenschaftsmagazinen "Science" und "sciQ" gerade recht.

Rudolf Schmidt steht unter Strom: Vier Jahre lang hat der 54-jährige gebürtige Grazer eine der spektakulärsten Missionen der Europäischen Weltraumagentur ESA vorbereitet: Mars Express. Seit ihrem Start am 2. Juni vom Weltraumbahnhof in Baikonur befindet sich die Sonde mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Sekunde auf der Reise Richtung Roter Planet. Die kommenden Tage werden nun über Erfolg oder Misserfolg der 300-Millionen-Euro-Mission entscheiden. Läuft alles nach Plan, dann soll das Landegerät "Beagle 2" pünktlich am 25. Dezember um 3 Uhr 45 auf der Marsoberfläche aufsetzen und erkunden, ob es auf dem Nachbarplaneten der Erde Wasser - und damit Leben - gibt.

Auch wenn Rudolf Schmidt vom ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt aus mitansehen sollte, wie das ehrgeizige Manöver scheitert: Die Aufmerksamkeit österreichischer Medien ist dem Experimentalphysiker jedenfalls gewiss. Nicht nur die Tageszeitungen (inklusive bunter Sonntags-Krone) überschlagen sich mit Jubelmeldungen über "Mister Mars". Auch dem neuen Wissenschaftsmagazin aus dem Hause Fellner - Science - hilft der Spitzenforscher auf die Sprünge.

Dass ausgerechnet ein Österreicher die Erforschung des Roten Planeten vorantreibt, ist für die neue, vierteljährlich erscheinende Beilage zu Format ein Geschenk des Himmels: Wie Hugo Portisch in seinem Editorial zum "österreichischen Wissenschaftsmagazin" erklärt und auch die beiden zuständigen Minister und Sponsoren Elisabeth Gehrer und Hubert Gorbach in ihren Grußbotschaften (oft wortident!) bekunden, ist es das ausdrückliche Ziel von Science, auf wissenschaftliche Leistungen made in Austria aufmerksam zu machen.

Tatsächlich entpuppt sich das neue Produkt als "gut gemachtes Werbemagazin für Wissenschaft aus Österreich", wie Klaus Taschwer, Chefredakteur des sechs Mal jährlich erscheinenden Falter-Wissenschaftsmagazins heureka, nicht ohne Häme feststellt. Freilich herrscht hierzulande schon an Medien Mangel, die dieses vergleichsweise bescheidene Ziel verfolgen. Und ein österreichisches Spektrum der Wissenschaft (deutsche Ausgabe des Scientific American) hatte man aus der News-Verlagsgruppe ohnehin nicht erwartet.

Obligates Forscher-Ranking

Insofern ist Science eine unbedingte Bereicherung der kargen heimischen Medientopographie - und vermag hinsichtlich der Qualität der Beiträge und ihrer Aufmachung durchwegs positiv zu überraschen. Layout-Höllen à la Format bleiben dem Leser erspart - nur die obligaten Ranking-Listen ("34 Forscher aus Österreich, von denen die Welt noch hören wird" - davon gezählte drei Geisteswissenschafter!) dürfen nicht fehlen.

Redaktionsleiter Christian Nusser selbst geht in seiner Cover-Geschichte über "Österreich am Mars" mit gutem Beispiel voran: Flott geschrieben und mit zahlreichen Grafiken ergänzt bietet der Beitrag einen guten Überblick über die ESA-Mission. Dass vor lauter Stolz auf Rudolf Schmidt und Co der Eindruck vermittelt wird, als habe Österreich quasi im Alleingang das Equipment für die lange Reise zum Roten Planeten geliefert, soll verziehen werden.

Nicht verzeihlich ist hingegen, was Presse-Chefredakteur Andreas Unterberger in seinem Science-Gastkommentar behauptet: "Der Stehsatz Wachstum braucht Forschung' stimmt ... nur bei Natur-, Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften", meint Unterberger. Und folgert daraus: "Nicht jede Forschung ist wichtig, sondern nur die richtige."

Von solch wirtschaftswachstumshöriger Weltsicht ist man im neuen Jugend-Wissenschaftsmagazin sciQ gottlob weit entfernt. Das acht Mal jährlich erscheinende Produkt mit dem unaussprechlichen Namen und dem optimierungsfähigen Gratiszeitungslayout will den 14- bis 19-Jährigen Lust auf Wissenschaft machen. Als Herausgeber des gut gemeinten Heftes, das in einer Auflage von 20.000 Stück an Schulen und Jugendzentren verteilt wird, zeichnet der Verein Wissenschaft-Jugend verantwortlich (zu bestellen unter test@sciq.at).

Wenig überraschend dominiert auch hier die Mars-Mission ("Is anybody out there?"). Eigenartig nur, dass im Beitrag von Chefredakteurin Erika Müller weniger vom realen Mars Express als von einer fiktiven Mission - entworfen in der Sommer-Schule Alpbach - die Rede ist: Ein Quäntchen Gegenwartsbezug könnte auch einem Science-Magazin nicht schaden.

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