Medienpolitik-Zukunft

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In Furche 46 analysierte Medienwissenschafter F. Hausjell die Partei-Wahlprogramme. Diesmal verteidigt gerald freihofner, Präsident des Funder-Institutes, die Medienpolitik der Regierung.

Ich erinnere mich noch sehr genau an die leidenschaftlichen Klagen von Medienunternehmern und Journalisten über den jahrzehntelangen medienpolitischen Stillstand, der von der schwarz-blauen Regierung - was wiegt's, das hat's - vor knapp drei Jahren beendet wurde.

Endlich gab es wesentliche Gesetzesänderungen, die die Medienentwicklung gefördert haben. Da sei etwa an das KommAustria-, das Privatradio-, das neue ORF- und das Privatfernseh-Gesetz erinnert. Diese unterstreichen die Aufholjagd in Sachen Medienpolitik innerhalb kürzester Zeit. So wie ich hoffen viele, dass der eingeschlagene Kurs in der Medienpolitik in Richtung mehr Markt, mehr Wettbewerb, aber auch mehr Angebot fortgesetzt wird.

Blau - Grün - Rot

Die FPÖ präsentiert in ihrem Wahlprogramm leider keine einzige konkrete Vorstellung, wie die künftige Medienpolitik ausschauen könnte. Eine mögliche Entschuldigung: Ihr ist im Zuge des "Knittelfelder Putsches" auch ihr Mediensprecher abhanden gekommen ...

Ähnlich diffus schaut's bei den Grünen aus: Ihr Medienkapitel im Wahlprogramm umfasst gerade einmal 22 Zeilen. Auffallend dabei ist, dass es unter der Überschrift "Grüne Medien- und Kulturpolitik setzt um" Forderungen beinhaltet, die durch die Medienpolitik der Schüssel/Riess-Passer-Regierung bereits Realität geworden sind.

Die "grüne" Forderung nach einer Presse- und Publizistikförderung etwa ist längst erfüllt. Rechtsextremistische und den Nationalsozialismus verherrlichende Publikationen sind seit jeher von der Publizistikförderung ausgeschlossen - neuerdings Gott sei Dank auch die linksextreme Gazette Tatblatt.

Auch bei der SPÖ sucht man vergeblich ein eigenes Medienkapitel. Hinweise zur geplanten Medienpolitik sind in zwei Subkapiteln enthalten. Die SPÖ möchte eine Initiative "Medien- und Informationsfreiheit" verwirklichen, die die Freiheit der Journalisten verfassungsrechtlich schützt. Zum einen ist bereits bisher die Medien- und Informationsfreiheit verfassungsmäßig geschützt (Art. 13 StGG). Zum anderen sind der Artikel 10 EMRK sowie sämtliche Judikate des EuGH zu nennen. Ich halte diese Forderung denn auch für eine reine Sprechblase. Vielleicht sollte statt dessen doch besser - wieder - der Begriff der "journalistischen Zivilcourage" eingeführt werden ...

Weiters legt die SPÖ zwar das - erfreuliche - Bekenntnis ab, dass es "nie wieder zu Eingriffen in die Medien- und Informationsfreiheit kommen darf", wie sie etwa noch ihr ehemaliger Justizminister Christian Broda bei der Besetzung der Redaktionsräume der Kronen Zeitung praktiziert hat. Warum hat sie nach diesem Postulat aber die verfassungsmäßig erforderliche 2/3-Mehrheit zur Schaffung einer weisungsfreien und unabhängigen Medienbehörde in Österreich im Jänner 2001 verhindert? Ein medien- und demokratiepolitischer Sündenfall, den auch Beschwörungsformeln im Wahlprogramm nicht vergessen machen können.

Die Ankündigung der SPÖ, alle "Werbebeschränkungen für den ORF aufzuheben", ist leider ein Indiz dafür, dass die SPÖ das Rad der Zeit zu einem Monopol-Rundfunk unseligen Andenkens wieder zurückdrehen will. Das Fallen der richtigerweise eingeführten Werbebeschränkungen im ORF würde in erster Linie den privaten Rundfunk- und Medienmarkt, der sich dank Privatradio und Privatfernsehgesetz zwar - zu - langsam, aber gut entwickelt, in seiner Lebensfähigkeit gefährden.

Darüber hinaus würden die Zuseher im öffentlich-rechtlichen ORF mit noch mehr Product Placement (oft ein Synonym für Schleichwerbung), Unterbrecherwerbung und marktschreierischen Selbstinszenierungen der Marketingmaschine News belästigt. Niemandem entgeht, wie das zeitgeistige Fellner-Magazin schon jetzt Alfred Gusenbauer als den kommenden Kanzler feiert. Gibt es wieder einmal Geheimabsprachen zwischen der Löwelstraße und dem News-Tower? Möglicherweise ein Gegengeschäft der besonderen Art?

Fortsetzung des Kurses

Konkrete Vorstellungen, wie die weitere Entwicklung der österreichischen Medienlandschaft aussehen soll, finden sich noch am ehesten im Medienkapitel des ÖVP-Wahlprogramms. Es ist die logische Fortsetzung der eingeleiteten Reformen der vergangenen zwei Jahre. Erstmals wurde eine Medienpolitik im eigentlichen Sinn des Wortes gemacht. Nicht das Schielen nach Sendesekunden und Positivstorys in eigener Sache, sondern die Erarbeitung von Zukunftsperspektiven für einen freien Medienmarkt galt als Richtschnur.

Erstmals gab es in Österreich mit Franz Morak ein Regierungsmitglied mit der besonderen Zuständigkeit für Medienfragen. Wesentliche Stichworte seines Programms: Digitalisierung, Duales Rundfunksystem, die Abschaffung der Werbeabgabe sowie eine Reform der Presseförderung, die leider in den vergangenen zweieinhalb Jahren trotz einer glasklaren Absichtserklärung im Regierungsprogramm - nach einem FP-Boykott - wieder nicht umgesetzt wurde.

Nachdem die seinerzeitige Presseförderung von Bruno Kreisky deshalb eingeführt worden war, um die Medien zum Schweigen über die horrende Parteienförderung zu bringen, halte ich sie in der jetzigen Form nach wie vor für den Versuch staatlich sanktionierter Korruption.

Der Autor ist Präsident des Friedrich-Funder-Institutes für Publizistik, Medienforschung und Journalistenausbildung sowie Gastprofessor an der Europäischen Journalismus Akademie.

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