Mord im luftleeren Raum

Werbung
Werbung
Werbung

Der ungarische Regisseur György Pálfi demontiert in "Hukkle" die Idylle eines Dorfes - wortlos, bedeutungsschwer und bisweilen langatmig.

Eine Schlange windet sich im Vorspann von "Hukkle - Das Dorf" geheimnisvoll über die Leinwand: Vorbotin und Sinnbild für das trügerische Idyll, das der ungarische Regisseur György Pálfi in seinem jüngsten Film wortlos und systematisch von Beginn an demontiert. Wie ein running Gag durchzieht ein Alter mit Schluckauf den Film, der bis auf dieses spaßig-krankhafte "Hicks" ganz ohne Sprache auskommt.

Ins Groteske vergrößert, unheimlich verfremdet, angekränkelt, denaturiert zeigt sich hier alles. Aus der Tiefe des Brunnenschachts gefilmt wird ein Wasserschlauch zur Bedrohung, ein Maulwurf in der Erde zum Monster. Alles, was einem in einem öden Dorfkaff vor die Kamera laufen kann, wird zur Metapher gesichtslosen Grauens. Das Geschlechtsteil eines Schweines füllt ebenso die Leinwand wie Luftblasen in einem Getränk, Fahrradspeichen, Gräser oder Insekten.

Mit beachtlicher Kameratechnik, extremen Zooms und ungewöhnlichen Perspektiven erzeugt Pàlfi so eine faszinierende Bilderflut, die allerdings nach geraumer Zeit als Wiederholung desselben Prinzips beinahe langweilt. Der künstlich erzeugte Schrecken hat System: Vermehrt huschen umtriebige Frauen ins Bild. Harmlos wirkende Gattinnen - und Mütter, die ihre Männer und Familien opulent bekochen. Zwischen Hecken und Gartenzäunen wechseln mysteriöse Essenzen die Besitzerinnen, Begräbnisse häufen sich. Wo sich der Ansatz eines Dorfthrillers abzeichnet, wird Sprachlosigkeit zur Schwäche. Im Vergleich zur Monstrosität der Bilder wirkt das nebulose Morden banal. Das harmlose "Hicks" des Alten hängt nun bedeutungsschwer im luftleeren Raum.

Die monströse Dramatik und Spannung, die Pálfi in seinen Bildern aufbaut, kann er jedoch nicht lösen. Man verlässt "Hukkle" unbefriedigt - ein Filmdebüt wie ein uneingelöstes Versprechen.

Hukkle - Das Dorf

Ungarn 2002. Buch/Regie: György Pálfi. Mit Ferenc Bandi, Józséfne Ràcz, József Farkas, Ferenc Nagy, Ferencné Virág. Verleih: Polyfilm. 75 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung