Mr. Austria Top News

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Ein Gespräch mit Helmut Brandstätter, der die täglichen Österreich-Nachrichten auf ProSieben moderiert und in Wien mit dem "Puls City TV" startet.

Seit Helmut Brandstätter von seinem Job als n-tv-Chef in Berlin nach Wien zurückgekehrt ist, arbeitet der frühere ORF-Journalist fieberhaft am Start seines Lokalsenders Puls City TV, der im Juni on air gehen soll. Zeitgleich produziert und moderiert er täglich die "Austria Top News" auf ProSieben Austria. Für Brandstätter ein Sprung zurück vom internationalen Mediengeschäft in den regionalen, ORF-dominierten TV-Markt.

Die Furche: Herr Brandstätter, seit einigen Wochen produzieren Sie für ProSieben Austria täglich die "Austria Top News". Wie zufrieden sind Sie mit der Sendung? Erreichen Sie Ihre Zielvorgaben?

Helmut Brandstätter: Da in Österreich das Privatfernsehen mit einiger Verspätung begonnen hat, müssen wir jetzt umso schneller sein. RTL oder Sat.1 hatten Jahre, um zu beweisen, dass auch die Privaten Nachrichten machen können. Wir müssen das in wenigen Wochen beweisen, und das ist auch gelungen. Wir machen frische Sendungen und zeigen, dass man über Politik auch reden kann, ohne vor irgendjemandem Angst zu haben. Und wir haben mit den Top News schon rund 20 Prozent mehr Zuseher, als bisher auf diesem Sendeplatz waren.

Die Furche: Ihren Job in Deutschland bei n-tv haben Sie an den Nagel gehängt, um nach Wien zurückzukehren. Warum? Hatten Sie Heimweh?

Brandstätter: Ich wollte meine Kinder öfter sehen, und ich wollte dabei sein, wenn Privat-TV spät, aber doch noch nach Österreich kommt.

Die Furche: Nach den vielen Jahren in Deutschland: Haben Sie Ihrer Meinung nach dort als Journalist noch etwas dazulernen können? Bringen Sie nun internationales Knowhow mit nach Österreich?

Brandstätter: Wenn Sie mit offenen Augen und ohne Vorurteile durchs Leben gehen, können sie immer und überall dazulernen. Konkret habe ich gelernt, dass man Fernsehen mit moderner Digitaltechnik viel billiger machen kann als noch vor wenigen Jahren. Und da haben wir bei n-tv viele Erfahrungen gemacht.

Die Furche: Was hat Sie daran gereizt, mit dem Wiener "Puls City TV" in Österreich lokales Fernsehen zu machen, nachdem Sie so lang auf dem internationalen Medienparkett tätig waren? War das für Sie nicht eine Art Rückschritt?

Brandstätter: In Deutschland war ich letztlich doch nur ein Angestellter, jetzt bin ich Unternehmer, eine neue, faszinierende Erfahrung mit allen damit verbundenen Risiken.

Die Furche: Eine Nachrichtensendung nach der ORF-ZiB anzusetzen, ist mutig...

Brandstätter: Den Mutigen gehört die Welt! Abgesehen davon müssen wir um 20 Uhr senden, weil ProSieben Deutschland da seine Nachrichten spielt.

Die Furche: Der ORF als Platzhirsch: ATV kämpft mit den Quoten, Private haben vom Start weg eher bescheidene Quoten. Wird sich das jemals ändern?

Brandstätter: Wenn der ORF endlich die Gesetze, konkret, die Werbeeinschränkungen einhält, werden wir uns schon leichter tun. Fernsehen hat viel mit Gewohnheit zu tun, solche zu ändern, dauert eben. Aber wir werden in Wien anbieten, was es bisher nicht gibt: Fernsehen von Wienern für Wiener, in einer sehr aktiven, lebhaften und ereignisreichen Stadt.

Die Furche: Ihre Vorwürfe gegen den ORF, man mache "Aufforderung zum Gesetzesbruch", und könne "Beiträge kaufen", zum Beispiel auf TW1, stießen auf heftige Reaktionen. Sind Sie immer noch dieser Meinung?

Brandstätter: Ich kann es beweisen. TW 1 besteht aus vielen Beiträgen, die nur gedreht werden, weil es dafür Product Placement gibt, zu Deutsch: Schleichwerbung. Das darf der ORF aber nicht. Das ZDF hat eben auf alle derartige Werbeformen und so genannte Mehrwerttelefonnummern verzichtet, weil man als öffentlich-rechtlicher Sender ernst genommen werden will. Ich bin für einen starken ORF, aber eben einen öffentlich- rechtlichen...

Die Furche: Wie ist die Befindlichkeit zwischen Ihnen und Ihrem Ex-Arbeitgeber ORF?

Brandstätter: Wir wollen kooperieren, wie gesagt mit einem öffentlich-rechtlichen ORF, und vor allem mit dem Landesstudio Wien.

Die Furche: Sie möchten rechtzeitig zum Donauinselfest mit "Puls City TV" starten. Geht sich das aus?

Brandstätter: Wir werden in der ersten Junihälfte starten, die Geräte sind bestellt, die Redakteure werden nach Ostern eingeschult.

Die Furche: Trauen Sie sich als Nachrichtenmann auch Unterhaltung zu, die ein Stadtfernsehen wie "Puls City TV" brauchen wird?

Brandstätter: Gute Nachrichten sind auch unterhaltsam, und so wird auch unser Programm sein.

Die Furche: Wie realistisch ist es, mit Puls City TV Gewinne einzufahren? Werbung allein wird den Sendebetrieb ja nicht finanzieren können...

Brandstätter: ... deshalb werden wir auch Teleshopping und Quizsendungen machen, und zwar genau so, wie es das Gesetz erlaubt.

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