"Mutig an die Maus"

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Medienpädagogik kann innovativ sein - wie die Aktivitäten der in Baden angesiedelten "Medienpädagogischen Beratungsstelle" zeigen.

Super", "urgut"! Bestnoten in der gängigen Jugendsprache wurden vergangenen Freitag beim Geburtstagsfest in der Badener Marchettistraße verteilt. Vor einem Jahr hat hier die "Medienpädagogische Beratungsstelle an der nö-Landesakademie" Heimstatt bezogen und seit damals eine Vielzahl an medienpädagogischen Impulsen nicht nur für die Stadt gesetzt. Durchaus Grund also, ein bisschen zu feiern und die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren. Einer respektablen und verdienstvollen, der man einen stetig breiter werdenden Kreis Interessierter wünscht. Denn was 1998 in St. Pölten auf Initiative der Interessenvertretung der nö Familien gegründet wurde, sollte in Zeiten wachsenden Medienkonsums und merkbarer Hilflosigkeit gegenüber all der Informationsflut von vielen genutzt werden.

"Mütter zähmen Mäuse"

"Wir wollten von Anfang an Eltern kontinuierlich Hilfe beim Umgang mit Medien anbieten, sie anregen, sich mit den Einflüssen zunächst des Fernsehens auf Kinder und Familie auseinander zu setzen, ihnen Tipps geben, wie sie Medien gewinnbringend in ihr Leben einordnen könnten," erklärt Ingrid Geretschläger, seit Anbeginn wissenschaftliche Leiterin und Motor der Beratungsstelle, die Gründungsidee. Eltern und Erzieher waren demnach erste Zielgruppen, für die Abende organisiert wurden, bei denen der Umgang mit "Fernsehen & Co" Thema war.

Mit dem Vormarsch von Computer und Internet weitete sich das Feld. "Kids online - Computerkids" informierte über Einsatzmöglichkeiten, Chancen aber auch Gefahren, "Mutig an die Maus" und "Mütter zähmen (auch) Mäuse" sollte die Scheu nehmen, selbst Computer zu nutzen. Nicht nur Müttern übrigens, denn mit dem Einzug von Computern im Kindergarten entstand auch dort Bedarf an Weiterbildung. Daher die auf die Zielgruppe zugeschnittene Ausbildungsformate.

Reagiert hat sie übrigens auch sehr bald auf die Frage nach konkreten Empfehlungen für sehenswerte, für Kinder sinnvolle Fernsehsendungen und Spielfilme auf Video oder dvd. Der Video-Folder wurde vor kurzem zum 6. Mal herausgegeben und wird vehement geordert, die Fernsehtipps zu Ferienzeiten "werden höchst positiv aufgenommen," freut sich die Leiterin über das Echo. "Schön wäre es freilich, hätten wir mehr Zeit, dieses Angebot auch auszuweiten, wird doch der Orientierungsbedarf hier bei weitem nicht gedeckt."

Zu den neueren Angeboten gehört die fundierte Auseinandersetzung mit aktuellen Ereignissen, die, in Fernsehbilder verpackt, Kindern Angst machen können. Die Anschläge in New York, der Krieg im Irak, Hochwasser, Tsunami. "Bilder ohne Ende" wirft einen Blick auf das dokumentarische Angebot nach Katastrophen, analysiert, informiert allgemein über kindliche Ängste, kindliche Wahrnehmung, längerfristige Nachwirkungen und versucht ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Kinder Schreckensbildern nicht unbegleitet ausgesetzt werden sollen.

Neben diesen ganz konkreten Angeboten, die es mit nur zwei Halbtagskräften und zahlreichen Freiwilligen, die ihrerseits durch Referentenschulungen gewonnen werden, zu bewältigen gilt, wird auch wissenschaftlich gearbeitet, werden Forschungsberichte erstellt, Studien, Gutachten, Forderungskataloge, werden Konferenzen, Seminare, Aktionen initiiert und betreut, legt Ingrid Geretschläger Wert auf internationale Vernetzung, auf die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.

Kinder machen Medien

Daraus ergeben sich "gewinnbringende" Kooperationen. Mit dem "Prix Jeunesse" etwa, dessen "Koffer" mit unterschiedlichen Fernsehproduktionen für Kinder schon mehrmals auf die Reise durch Niederösterreich geschickt wurde. Mit dem "Goldenen Spatz", der heuer erstmals auch österreichische Kinder in die Jury aufnahm. Daraus ergeben sich aber auch Ideen wie jene zur Reihe einer länderspezifischen Filmwoche, deren erster Teil im Februar einen Überblick über das taiwanesische Filmschaffen bot. "Super" war auch hier die einhellige Kritik zumal es nicht nur Filme zu schauen gab, sondern auch reichlich Hintergründiges.

Hinter die Kulissen schauen, selber Medien gestalten, das konnten Kinder auch bei "Radio Fanni" und das können sie mit der "Trickbox" - zwei Projekte, die Kindern "auch die Produktionsschiene" zeigen. Geretschläger: "Möglichst viel über Medien zu wissen, heißt fähig sein aus dem Gebotenen auszuwählen, reflektieren zu können, offen zu sein für neue Impulse, heißt Angebote kreativ in den persönlichen Alltag integrieren zu können, heißt eigenständig bleiben zu können, fähig sein mitzureden, frei zu sein."

INFORMATIONEN: www.medienpaed.at

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