Nur das unmittelbare Leben

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"In die Wildnis": Sean Penn rekonstruiert eine extreme Aussteigergeschichte: Auf und davon - und das quer durch Amerika.

Christopher McCandless, 23, der nach seinem College-Abschluss seine Kreditkarten, Pass und Führerschein verbrannte, seine Ersparnisse von 24.292 Dollar der Hilfsorganisation Oxfam spendete und sich auf "in die Wildnis" machte, tat 1992 wirklich, was man "doch nicht so einfach tun kann". Er ließ alles zurück: seine Eltern (Marcia Gay Harden, William Hurt), Person gewordene Scheinheiligkeiten des materialistischen Amerika, aber auch seine Schwester Carine (Jena Malone). Geblieben sind viele Fragen.

In seiner Adaption des 1996 erschienenen Bestsellers "In die Wildnis" von Jon Krakauer fragt Regisseur und Drehbuchautor Sean Penn nichts und beantwortet nichts. Er versucht nicht, McCandless zu verstehen oder ihn zu beurteilen.

Autor Jon Krakauer rekonstruierte Chris' zweijährigen Trip durch die USA bis zu seinen letzten Tagen in Alaska anhand der Erinnerungen jener Menschen, denen er begegnete. Penn hat sie aufgespürt und als kraftvolle Figuren der amerikanischen Kulturmythologie eingebunden: Das übriggebliebene Hippie-Ehepaar Rainey (Brian Dieker) und Jan (Catherine Keener), der Farmer Wayne (Vince Vaughn), der aus dem amerikanischen Traum aufgewachte Pensionist Ron Franz (superb: Hal Holbrook). Ein grandioser Emile Hirsch wird hier zu Christopher McCandless, der nichts besitzen wollte außer das unmittelbare Leben selbst. Penns Regie ist präzise und intuitiv. Der größte Trumpf des Films bleibt die Sequenz mit dem 82-jährigen Ron (Holbrook). Holbrook erschafft hier einen Charakter, der ihm soeben die verdiente Oscar-Nominierung einbrachte. Ein Film, der aus einem kurzen, exzentrischen Leben keinen Mythos macht, sondern das Menschsein destilliert.

Alexandra Zawia

IN DIE WILDNIS. Into The Wild USA 2007. Regie: Sean Penn. Mit Emile Hirsch, Hal Holbrook, Marcia Gay Harden, William Hurt. Verleih: Tobis. 140 Min.

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