O du mein Medien-Österreich

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"Im Vorhof der Schlacht" - kompetent, kritisch, beklemmend: Harald Fidlers ebenso umfassende wie aktuelle Analyse von Österreichs Medienlandschaft.

In einer Disziplin ist Österreich ganz vorne mit dabei auf dem europäischen Kontinent: der Medienkonzentration. Bei Zeitungen und Zeitschriften ebenso wie in Radio und Fernsehen." Diese - im Schlusskapitels seines Buches nachzulesende - Conclusio des Standard-Medienredakteurs Harald Fidler ist alles andere als neu. Doch auch Stehsätze wollen verifiziert (oder im Bedarfsfall: falsifiziert) werden: Die derzeit umfassendste und aktuellste Analyse von Österreichs Medienlandschaft erbringt den Wahrheitsbeweis. Auch wenn Fidler in besagtem Schlusskapitel, in dem er die Medienmärkte europäischer Länder beleuchtet, zu Recht insistiert, ein Ländervergleich wäre nur bedingt möglich, so zeigt gerade der Blick auf Europa: Österreich ist in punkto Medienkonzentration und unsäglicher Politik dabei schwerlich zu überbieten.

Schon der Titel des Buches, der an Hans Dichands Behauptung, er agiere im "Vorhof der Macht" anklingt, macht klar, dass die never ending story der Kronen Zeitung den Ausgangspunkt medienpolitischer Betrachtungen darstellt: Nicht nur, dass Dichands Wirken auch den Grundstein der hiesigen Konzentration auf dem Printsektor legte. Der große Kampf ums Erbe - vor allem persönlich zwischen Dichand und den alten Herren der WAZ-Gruppe ausgefochten - ist voll im Gang. Kenntnisreich, auch Details wiedergebend fasst Fidler die Ereignisse rund um die Krone zusammen. Schon allein dieser - erste - Teil des Buches besticht durch und durch.

Ähnlich solide und Zusammenhänge aufdeckend geht Fidler an die anderen Printmedien im Lande heran. Seinen kritischen Blick gibt er nach der Krone-Analyse keineswegs ab - ob Kurier- und News-Gruppe (bekanntlich ihrerseits untereinander bzw. mit der Krone verfochten), ob das Medienhaus Russ, der Vorarlberger Platzhirsch mit Fühlern gen Osten oder auch der nach Südosteuropa expandierende Styria-Konzern: kein Medium - vor allem: kein Medien-Eigner - Österreichs bleibt in Fidlers 376-seitiger Zusammenschau unhinterfragt. Selbst aus seinem eigenen Haus, dem Standard, erfährt man einiges über die Turbulenzen der letzten Jahre, darunter auch die Tatsache, dass die lachsfarbene Tageszeitung am Rand des Bankrotts stand.

Das Unterfangen von "Im Vorhof der Schlacht" konnte nur eine Momentaufnahme sein. Es handelt sich aber um die umfassendste derartige Momentaufnahme - und um einen wertvollen Blickschärfer für alle, die sich nicht mit der derzeitigen Medienlage zufrieden geben wollen. Alle Player im Spiel um Macht und Marktanteile bekommen ihr Fett ab, erst recht die Medienpolitik im Land: Kartellgesetze im Medienbereich kommen in Österreich erst dann, wenn sie nichts mehr anrichten können. Diese - bei der Verflechtung der News-Gruppe mit der Mediaprint durchexerzierte Erkenntnis - ist zwar gleichfalls nicht neu, aber Fidler entlarvt einmal mehr, wie die Politik sich nicht an ihre Versprechungen hält, um es sich - beispielsweise - mit den Dichands oder Fellners nicht zu verscherzen.

Besonders augenfällig wird dieser Befund beim ORF, der (nicht die Krone!) das größte Medium im Lande darstellt: Vom ORF-Gesetz 2001 bis zu den derzeitigen Zuständen in der öffentlich-rechtlichen Anstalt findet Fidler wenig Erfreuliches - auch das im Grundzug nichts Neues, aber in der Zusammenstellung beklemmend. Dass in punkto Privat-Radio und -TV Österreich - zeitlich und die Möglichkeiten betreffend - zu den Schlusslichtern Europas gehört, beleuchtet das Buch ebenfalls.

Zur Zeit gibt es keine vergleichbar kompetente, kritische und gleichzeitig so gut lesbare Darstellung des medialen Österreich.

IM VORHOF DER SCHLACHT Österreichs alte Medienmonopole und neue Zeitungskriege Von Harald Fidler. Falter Verlag,

Wien 2004. 376 Seiten, geb., e 22,00

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