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Bertrand Tavernier erzählt in "Holy Lola" von den Mühen eines adoptionswilligen Ehepaares in Kambodscha.

Kaum am Flughafen in Phnom-Penh angekommen, wird das französische Ehepaar auch schon von einem Taxifahrer an die Hand genommen und zum Hotel gebracht. Zehn Dollar müssen Pierre und Geraldine bezahlen. Von den anderen Hotelgästen erfahren sie, dass die Fahrt normalerweise nur sieben Dollar kostet. In Kambodscha ticken die Uhren etwas anders, Korruption gehört in "Holy Lola" zum Alltag. Ein Kind zu adoptieren, weswegen die beiden in dieses Land gekommen sind, ist eine Geduldsprobe. Wer schnell vorankommen will, der zückt das Portemonnaie und blättert ein paar Tausend Dollar hin. Erst das macht den Weg frei zum ersehnten Waisenkind.

Regisseur Bertrand Tavernier begleitet das junge Paar auf ihrer Odyssee durch Kinderheime und Behörden. Es dauert eine Weile, bis man sich für dieses hektische Treiben auf der Leinwand zu interessieren beginnt. Die Schauplätze wechseln nahezu im Minutentakt, Personen tauchen auf und verschwinden. Nebenbei wird noch die leidvolle Geschichte Kambodschas gestreift: die Verbrechen der Roten Khmer, die vielen Minenopfer und die steigende HIV-Rate. Diese Exkurse gewinnen kaum Kraft, genauso wenig wie die Hauptgeschichte. Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, aus diesem Stoff ein rührseliges Stück zu machen. Tavernier vermeidet dies zum Glück, hat aber aus Angst vor Emotionalisierung einen allzu großen Bogen darum gemacht. Dabei gibt es bezaubernde Momente: Wenn die Eltern ihrem zukünftigen Kind ihre Hoffnungen auf ein Aufnahmegerät sprechen, ist das gefühlvoll und frei von Kitsch. Mit "Es beginnt heute" hat Tavernier gezeigt, dass er nah am Alltag filmen und uns trotzdem zutiefst berühren kann. "Holy Lola" gelingt das nur halb so gut.

HOLY LOLA

F 2004. Regie: Bertrand Tavernier.

Mit Jacques Gamblin, Isabelle Carré, Bruno Putzulu, Maria Pitarresi, Daniel Langlet. Verleih: Filmladen. 128 Min.

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