"Offen gesagt" digital

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Mit 26. Oktober begann nicht nur terrestrisches Digitalfernsehen, sondern - theoretisch - das Multimedia-Zeitalter des guten alten Teletextes.

Fernsehen wird multimediatauglich. Wer bislang gerne Informationen aus dem Teletext bezog, für den tun sich mit der Einführung des digitalen Fernseh-Standards DVB-T völlig neue Möglichkeiten auf. Denn der bisherige Teletext war vor allem in Gestaltungsmöglichkeiten und Interaktivität stark eingeschränkt.

Die grob aufgelöste Bildschirmdarstellung des Teletexts gehört mit dem neuen "mhp MultiText" der Vergangenheit an. Zwar wird der Teletext nicht abgeschafft, sondern wie gewohnt weiterhin ausgestrahlt. Doch für die Besitzer einer DVB-T-Box (die Voraussetzung zum Empfang des terrestrischen, digitalen Fernsehens) wird das Begleitmedium MultiText zum farbenfrohen Zusatznutzen des Fernsehens: Auf Knopfdruck erscheint die MultiText-Benutzeroberfläche auf dem Schirm, wobei via Bild-im-Bild-Funktion auch das gerade laufende TV-Programm mitverfolgt werden kann. Vorerst kommen allerdings nur jene Zuschauer in den Genuss des neuen Teletextes, die ihr TV-Signal terrestrisch via DVB-T-Box empfangen. Und dann auch nur jene, die beim Kauf der Box aufs TÜV-Prüfzeichen achten: Ist das "mhp"-Logo nicht auf dem Gerät, bleibt auch der MultiText-Bildschirm finster. Fragwürdig ist auch, dass Haushalte mit Sat-oder Kabelanschluss nichts von den Neuerungen haben.

Bunt wie eine Webseite

Die angebotenen Inhalte des MultiText sollen sich einfach und intuitiv über die Fernbedienung steuern lassen. Die grafische Oberfläche ist modern, übersichtlich oder verspielt - aber jedenfalls bunt wie eine Internetseite. Auf der Startseite des ORF-MultiText gibt es eine Übersicht über alle angebotenen Info-Portale, sowie die aktuellen Schlagzeilen. Nachrichten, Wetter und Sport können mittels Kurzwahl oder Cursor angewählt werden, ähnlich den Links auf einer Website. Hinter den Schlagzeilen öffnen sich dann detaillierte Berichte. Gewohntes Teletext-Prinzip, allerdings in völlig neuem Gewand - ergänzt um Grafiken, Fotos und Tabellen, die man bisher im Teletext nicht darstellen konnte.

ATV wie ORF

ORF-Konkurrent ATV ging mit dem Start von DVB-T ebenfalls mit MultiText on air. Neben den Infos zum Programm bietet der ATV-Text auch Klatsch und Tratsch, Castings und Event-Infos, einen Mondkalender und tagesbezogene Bauernregeln. Besonders beworben werden ATV-Sendungen wie Nadine traut sich.

Neben all diesen internet-ähnlichen Inhalten offeriert der MultiText auch eine elektronische Programmzeitschrift (EPG - Electronic Program Guide), in der Informationen über aktuelle Sendungen ebenso enthalten sind, wie eine detaillierte Vorschau aufs Programm der nächsten acht Tage. Dabei soll bei ORF und ATV schon bald auch das Programm der TV-Konkurrenz am EPG abrufbar sein.

Richtig innovativ wird dies alles erst, wenn es um Interaktion geht: Die Zuschauer können etwa zur Casting-Show Starmania auf einem eigenen Portal Infos zu Kandidaten und Songs abrufen. Wer eine rückkanalfähige DVB-T-Box besitzt, soll auch am Live-Voting direkt über den MultiText teilnehmen können. Unter dem Namen Chatmania ist dann auch ein Online-Chat möglich. Dasselbe Prinzip soll zudem auf die Diskussionssendung Offen gesagt angewandt werden. Für Unterhaltung sorgen sollen Spiele wie Memory und Sudoku, in Hinkunft wird auch eine Schnaps-Partie mit anderen Fernsehzuschauern möglich sein.

Nicht vor Ende November

Das große Manko der aufwändig beworbenen Interaktivität: Derlei rückkanalfähige DVB-T-Boxen werden nach Auskunft des ORF vom Handel noch gar nicht angeboten - und bestehende Boxen lassen sich auch nicht "aufrüsten". Wer also demnächst interaktives Fernsehen genießen will, sollte mit dem Kauf einer DVB-T-Box noch warten. Die Boxen werden derzeit vom TÜV geprüft und sollen in der zweiten Novemberhälfte erhältlich sein. Dann will der ORF die ersten interaktiven Inhalte starten.

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