ORF-Kritik cum grano salis

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Der diesjährige Sommer dürfte nicht nur hitzemäßig auf Rekorde hinsteuern. Denn die Dürre tastet sich auch in andere Bereiche vor: So wartet man etwa auf dem Küniglberg sehnsüchtig aufs Labsal erfrischender Quoten. Der Juli wurde für die öffentlich-rechtliche Anstalt gar zum Katastrophenmonat: Seit Einführung des Teletest 1991 wurden für den ORF noch nie so niedrige Einschaltquoten gemessen wie heuer: 41,9 Prozent lautete die bittere Juli-Pille - nach den Traumquoten (wegen "Starmania") im Jänner und Feber, wo der ORF mit mehr als 50 Prozent beregnet wurde, folgt Ernüchterung. Gelernte ORF-Beobachter warten schon, dass vom Küniglberg wieder mehr Druck auf einen Quotenanstieg gemacht werden wird: Und die Erfahrung lehrt, dass dies selten gut war fürs öffentlich-rechtliche Programm.

Zum Überfluss meldete sich auch noch die deutsche Privat-TV-Konkurrenz, um Österreichs Politik wegen des ORF zu schelten. Gerhard Zeiler - bekanntlich jener Bundeskanzler-Ex-Sekretär, der den ORF programmmäßig auf Privat-TV-Kurs trimmte, mag es nun - als Boss des Riesen-Senders RTL - gar nicht mehr, dass sich Monika Lindner mit ihren Mannen und Frauen weiter Rosinen aus dem Werbekuchen picken will. Und auch Hans Mahr , RTL-Infochef mit österreichischer Vergangenheit (als PR-Manager einer heutigen Oppositionspartei, als Geschäftsführer der Kronen Zeitung ...), lässt kein gutes Haar an der Unabhängigkeit des ORF: "Man spürt, dass die Regierung als Freund betrachtet wird", kritisiert Mahr die angebliche Nähe des ORF zu Schwarz-Blau.

Man mag manche Kritik am ORF - auch aus Deutschland - ja teilen. Die zitierten Wortspenden von Zeiler & Co, die von manchen Medien hierzulande genüsslich aufgenommen werden, sind dennoch vor allem von Konkurrenzinteressen geleitet - und daher cum grano salis zu nehmen.

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