Paris träumt von der Liebe

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18 namhafte Regisseure entwerfen Postkarten - für den Episondenfilm "Paris je t'aime", der Überraschendes wie Enttäuschendes bereithält.

Ein Mann beschließt, zwischen Hauptgang und Nachtisch seine Frau zu verlassen. Ein Pantomime findet hinter Gittern das große Glück, eine Schauspielerin ihren Drogenkurier fast aufregender als die überbrachte Ware. - Vampire, Oscar Wildes Geist und brachial-surreale Friseurinnen streifen durch Straßen, die alle auf dem Stadtplan von Paris zu finden sind. Die Stadt der Liebe beherbergt ein höchst ambitioniertes Projekt: Namhafte Regisseure und Darsteller kreieren insgesamt 18 Miniaturen über das französische Herz.

Natürlich ist die Liebe das zentrale Thema - und dass dabei so manche Episode zu verklärt daherkommt, lässt sich nicht vermeiden. Doch zwischen vereinzelt naiven Postkartentexten, wie selige Touristen sie verfassen, finden sich wunderbare Impressionen. Von Tom Tykwer etwa, der Natalie Portman im Zeitraffer Schmetterlinge in den Bauch zaubert, während die Coen-Brüder Steve Buscemi in einer U-Bahn-Station aussetzen, ihn augenzwinkernd die harte Realität spüren und die Mona Lisa noch zynischer lächeln lassen. Pointiert gestaltet sich die Episode von Walter Salles und Daniela Thomas, die eine junge Frau aus der Vorstadt dabei beobachten, wie sie ihr Baby in einer Tageskrippe abliefert und sich danach zu ihrer Arbeitsstätte durchkämpft. Wo sie sich um das Kind einer anderen Frau kümmert …

Die illustren Namen hinter der Kamera lauten beispielsweise Olivier Assayas, Alfonso Cuarón, Alexander Payne, Wes Craven und Isabel Coixet - und dementsprechend vielseitig gestalten sich die Miniaturen, die unter anderen Nick Nolte und Juliette Binoche, Bob Hoskins und Emily Mortimer, Elijah Wood und Maggie Gyllenhaal in 18 verschiedene Arrondissements führen. Nicht alle schaffen es, die wenigen Minuten, die sie zur Verfügung haben, ansprechend zu nutzen.

So liefert Gus Van Sant einen nicht eben aussagekräftigen Beitrag ab. Darunter leidet die Qualität, und parallel zu ihr verpufft die hohe Erwartung des Zuschauers, die sich durch das illustre "Line-Up" automatisch einstellt. Christopher Doyle hätte man mehr zugetraut als einen zwar surrealen Beitrag über einen Handelsreisenden abzuliefern, der ästhetisch und inhaltlich jedoch nicht befriedigen kann.

Aber auch wenn so mancher Gedanke nicht ganz zu Ende gesponnen scheint oder einige Episoden genau dann enden, wenn's interessant werden könnte, entpuppt sich Paris, je t'aime als abwechslungsreiche Liebeserklärung, für deren beschwingt-satirischen Abschluss Alexander Payne sorgt: Der in brüchigem Französisch gehaltene Reisebericht einer amerikanischen Touristin ist sehr einfach und dennoch viel origineller als die postkartentypischen Plots, die sich so mancher Kollege einfallen ließ. Und genau diese überraschenden Episoden sind es, die dem Film das Adjektiv "sehenswert" bescheren.

PARIS, JE T'AIME.

F 2006. Regie: Olivier Assayas, Joel & Ethan Coen, Wes Craven, Alfonso Cuarón, Christopher Doyle, Richard LaGravenese, Nobuhiro Suwa, Tom Tykwer, Gurinder Chadha, Isabel Coixet, Gus Van Sant u. a. - Mit Steve Buscemi, Gérard Depardieu, Nick Nolte, Natalie Portman, Marianne Faithfull, Gena Rowlands, Elijah Wood, Maggie Gyllenhaal, Willem Dafoe u.v.a.

Verleih: Senator. 120 Min.

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