Peinlich: Schmählos TV

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Dieter Chmelar ist schmählos. Die digital zugespitzten Beißerzähne auf dem Werbeplakat zu seiner neuen Sendung Chmelar live auf ATV+ sollen seine Bissigkeit illustrieren. Doch sein neues TV-Format hat keinen Biss. Chmelar live kommt unstrukturiert daher, kann sich nicht zwischen Satire und Boulevard, zwischen ernsten Themen und spaßiger Belanglosigkeit entscheiden. Beiträge über das Flüchtlingslager in Traiskirchen oder über eine Schülerin, die von einem Zug überrollt wurde - sie dienten nur einem Zweck in den ersten Sendungen, die Chmelar mit seiner etwas überflüssigen Assistentin erledigte: Der Zeitüberbrückung bis zum finalen Höhepunkt.

Denn am Ende stand ein dreiteiliges Interview zur Causa prima - der Schlammschlacht in Rainhard Fendrichs Ehe. Chmelar, ein Freund Fendrichs, nutzte eben diese Freundschaft aus, um Fendrich in dessen Haus in Mallorca die niederträchtigsten Dinge über seine Noch-Frau zu entlocken. Chmelar selbst übte sich dabei als ständig betrübt dreinblickender, zahmer Dackel, der sich nur jeweils kurz vor den Werbepausen darüber ereiferte, mit seinem Exklusiv-Interview nun auch "ganz Deutschland" versorgen zu können, weil die deutschen Privaten bereits eifrig nach dem Interviewmaterial gierten.

Chmelar live ist - abgesehen von ernsten Koordinationsproblemen zwischen dem Moderator und seiner Assistentin - vor allem tiefer Fernseh-Boulevard. Die deutsche Bild-Zeitung stand in ihrer rücksichtslosen Radikalität offenbar Pate für diese Sendung. ATV+ kann seit Chmelar live endgültig als Sparversion des deutschen Privat-Fernsehens gesehen werden, wobei es hierzulande weniger an Geld fehlt als an guten Ideen. Dieter Chmelar wird jeden Vorwurf, der ihm gemacht wird, wohl mit seiner üblicherweise glänzenden Rhetorik entkräften. Dennoch: Der einstige ORF-Mann bietet mit Chmelar live eine Farce auf den Boulevard, die sich meistens sogar selber peinlich ist.

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