Peinliches Gedenken

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Es gibt sie kaum mehr, die großen Samstagabend-Shows, die Familien-Unterhaltungen, die als Straßenfeger wirkten und bei denen die Showmaster die eigentlichen Stars waren, egal welche großen Namen sich für die Showblöcke angesagt hatten. Thomas Gottschalk ist vielleicht der letzte dieser Gattung, ein ganz Großer dieses Metiers ist erst im Sommer verstorben: Rudi Carrell wurde durch seine knallbunte Sendung Am laufenden Band (51-mal ausgestrahlt zwischen 1974 und 1979) schlagartig berühmt und prägte damit den Stil des damaligen Unterhaltungsfernsehens.

Jetzt kamen die ARD und der ORF auf die glorreiche Idee, das alte Sendungsformat 1:1 wieder zu beleben: Zum Glück allerdings nur für eine einmalige Spezialsendung im Gedenken an den großen Showmaster. Denn die Sendungsidee hat im Laufe der Jahre viel Staub angezogen: Der Mix aus Schlagerparade, mäßig heiteren Kandidaten-Spielchen und Auftritten zweitklassiger Pop-Acts wirkt im Zeitalter des Zielgruppen-Fernsehens wie ein bunter Gemischtwarenladen ohne wirklichen Schwerpunkt. Klar, dass sich die Sender solche Shows nicht mehr leisten wollen. Schließlich ist dabei der Seher-"Streuverlust", wie das im Marketing heißt, extrem groß. Kaum vorstellbar, dass heutzutage am Samstagabend drei Generationen noch gemeinsam vor dem Fernseher sitzen.

Die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen das Fernsehen. Ganz nebenbei bemerkt: Hätte Rudi Carrell die Möglichkeit gehabt, Am laufenden Band wieder aufleben zu lassen - er hätte mit Sicherheit die Zeichen der Zeit erkannt und das Showkonzept völlig verändert. Und dank seines charismatischen Schmähs hätten wir vermutlich auch mehr zu lachen gehabt - ganz im Gegensatz zu Florian Silbereisen, der als charme-und schmähresistenter Carrell-"Nachfolger", dem Show-Remake endgültig die peinliche Note verlieh.

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